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Politik: BSE-Krise: 1000 Rinder werden getötet - Künast will mit Bauern über EU-Programm diskutieren

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) schließt eine Übernahme der Kosten zur Bewältigung der BSE-Krise durch den Bund über die beschlossenen 900 Millionen Mark hinaus aus. Das sagte sie auf der Grünen Woche.

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) schließt eine Übernahme der Kosten zur Bewältigung der BSE-Krise durch den Bund über die beschlossenen 900 Millionen Mark hinaus aus. Das sagte sie auf der Grünen Woche. Dort gab sie auch bekannt, dass sie am Freitag mit Landwirten, Verbraucherorganisationen und Tierschützern über die von der Europäischen Union beschlossene Rinderaufkaufaktion diskutieren will.

Keine Diskussion gibt es dagegen mehr über den Rinderbestand der von einem BSE-Fall betroffenen Landwirtschaftlichen Produktions- und Vertriebsgesellschaft mbH (LPVG) in Mücheln im Süden Sachsen-Anhalts. Die ganze Herde muss getötet werden. Damit steht nach Angaben des Landrats von Merseburg-Querfurt, Tilo Heuer (SPD), die erste Massenschlachtung eines Viehbestandes nach einem BSE-Fall unmittelbar bevor. In den Stallungen der LPVG stehen 1012 Rinder, die am Wochenende zur Tötung abtransportiert werden sollen.

"Nach eingehender Prüfung hat sich nicht zweifelsfrei belegen lassen, dass es zwischen den acht Kilometer voneinander entfernten Tierbeständen des Unternehmens keinen Tier- oder Futterverkehr gegeben hat", sagte Heuer in Merseburg. "Zudem hat es keine eindeutige Trennung bei der Lagerhaltung von Schweine- und Rinderfutter gegeben." Die Kosten habe das Unternehmen zu tragen. "Die Tötung aller Rinder bedeutet für uns den finanziellen Ruin und für unsere 20 Mitarbeiter den Verlust ihres Arbeitsplatzes", sagte LPVG-Geschäftsführer Fritz Arlet.

Der Landesbauernverband Sachsen-Anhalt kündigte Proteste gegen die Tötung der Tiere an. "Die Keulung des Gesamtbestandes widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu BSE", sagte Verbandsgeschäftsführer Karl-Friedrich Kaufmann. "Es genügt, die Tiere zu töten, die mit dem infizierten Tier in unmittelbarem Kontakt standen sowie Tiere aus dem gleichen Jahrgang." Das sieht auch der Bundesverband der beamteten Tierärzte so. Er forderte, einen in der Schweiz erprobten BSE-Check am lebenden Rind auch in Deutschland einzusetzen. Der Test prüfe neurologische Auffälligkeiten und könne BSE recht sicher erkennen, sagte der Züricher Wissenschaftler Ueli Braun. Dagegen nahm das Pharma-Unternehmen Boehringer Ingelheim seine Ankündigung, in diesem Jahr einen BSE-Test am lebenden Tier einzuführen, wieder zurück.

Am Donnerstag sind vier neue Verdachtsfälle in Bayern, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und erstmals auch in Nordrhein-Westfalen bekannt geworden. In München erhob die SPD-Landtagsfraktion schwere Vorwürfe gegen Ministerpräsident Edmund Stoiber. Dieser habe noch 1998 gegen das geplante Verbot von Risikomaterial in der Tiermehlproduktion gekämpft.

löb

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