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Politik: BSE: Pharmafirma kündigt Test für lebende Tiere an

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelt einen BSE-Schnelltest, mit dem Rinderwahnsinn erstmals auch bei lebenden Tieren nachgewiesen werden kann. Bisher müssen die Rinder geschlachtet werden, dann wird die Hirnsubstanz geprüft.

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelt einen BSE-Schnelltest, mit dem Rinderwahnsinn erstmals auch bei lebenden Tieren nachgewiesen werden kann. Bisher müssen die Rinder geschlachtet werden, dann wird die Hirnsubstanz geprüft. Für das neue Verfahren reicht nach Angaben des Unternehmens die Entnahme einer Blutprobe. Der Test solle im Spätsommer 2001 auf den Markt kommen und billiger sein als die bisherigen Verfahren, sagte der Geschäftsführer der Boehringer-Tochter Vetmedica, Dietrich Janott, am Sonntag.

Das Unternehmen reagierte damit schnell auf eine Forderung von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn nach einem Treffen mit Wissenschaftlern in der vorigen Woche. "Wir brauchen schnelle und kostengünstige Tests, die bei lebenden Rindern und beim gesunden Menschen auch schon vor Ausbruch der Krankheit BSE oder Creutzfeldt-Jakob verlässlich erkennen können", hatte die Ministerin gesagt. Eine konkrete Summe, mit der ihr Ministerium die BSE-Forschung fördern wird, wollte die Ministerin zwar nicht nennen. "Aber ich kann versichern: Am Geld soll es nicht scheitern."

Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Erwin Jordan (Grüne), warnte am Sonntag allerdings vor übertriebenen Hoffnungen. "Noch gibt es den Test nicht, und wir wissen nicht, wann es ihn geben wird", sagte Jordan zu der Ankündigung von Boehringer. Unklar sei bislang auch, ob mit dem Testverfahren tatsächlich alle BSE-infizierten Rinder verlässlich aufgespürt werden könnten. Bei den heute eingesetzten Schnelltests ist auch bei einem negativen Testergebnis nicht sicher, dass das untersuchte Tier tatsächlich BSE-frei ist.

Nach Angaben von Boehringer kann - wenn der neue Test zuverlässig arbeitet - künftig nahezu ausgeschlossen werden, dass belastetes Fleisch in den Verkauf gelangt. Damit wäre die Gefahr einer Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auf den Menschen weitgehend gebannt. Ein weiterer Vorteil der Neuentwicklung sei, dass der Test grundsätzlich auch für jüngere Rinder anwendbar sei. Derzeit werden die Test in der Regel nur bei über 30 Monate alten Tieren angewendet.

Das Verfahren soll nach Angaben Janotts etwa 150 Mark pro Test kosten und damit 50 Mark weniger als bei den bisher üblichen Verfahren. Schon nach 20 Minuten soll das Ergebnis vorliegen. In Labortests sei die neue Entwicklung "recht zuverlässig" gewesen. Es lasse sich sehr genau sagen, ob eine Infektion vorliege oder nicht, Erfolgsquoten könnten aber noch nicht genannt werden.

Vetmedica rechnet damit, der erste Anbieter auf dem Markt zu sein. Das neue Verfahren ähnele einem Diabetes-Test. Dabei würden isolierte und mit einem Leuchtmittel markierte Antikörper eines erkrankten Tieres mit dem entnommenen Blut des zu testenden Tieres in Kontakt gebracht. Treffen sie dabei auf den BSE-Erreger, lasse sich sofort anhand der Verfärbung Rinderwahnsinn feststellen. Die Labortests sollen in einigen Wochen abgeschlossen sein. Man gehe beim Zulassungsverfahren von einer guten Zusammenarbeit mit den Behörden aus.

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