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Buback-Mord: Brisantes RAF-Protokoll aufgetaucht

Die RAF-Terroristin Verena Becker hat offenbar bereits Anfang der 80er Jahre intensiven Kontakt zum Bundesamt für Verfassungsschutz unterhalten. Belegt wird diese Zusammenarbeit durch ein 44-seitiges Papier, das der Verfassungsschutz jetzt im eigenen Archiv wiedergefunden hat.

Berlin - Am vergangenen Wochenende habe das Bundesamt für Verfassungsschutz in den eigenen Unterlagen ein 44-Seiten-Papier "ausgegraben", in dem die Ergebnisse der Befragung von Verena Becker zusammengefasst sind, sagte ein hochrangiger Sicherheitsexperte am Montag dem Tagesspiegel. Ein weiterer, ebenfalls hochrangiger Sicherheitsexperte bestätigte, das Bundesamt für Verfassungsschutz habe Kontakt zu der inhaftierten RAF-Frau unterhalten. Verena Becker soll dem Verfassungsschutz berichtet haben, der RAF-Mann Stefan Wisniewski habe im April 1977 von einem Motorrad aus den damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback erschossen.

Nach Informationen des Tagesspiegels soll die auskunftsbereite Becker unter dem Vorwand, sie sei lungenkrank, vom Bundesamt für Verfassungsschutz aus der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf herausgeholt worden sein, wo auch andere RAF-Leute inhaftiert waren. Becker soll zunächst nach Kassel verlegt und dann in Köln einer konspirativen Wohnung des Bundesamtes für Verfassungsschutz etwa zwei Wochen lang befragt worden sein. Danach musste sie die Haft fortsetzen.

Die vom Tagesspiegel befragten Sicherheitsexperten halten es für wahrscheinlich, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz seine Informationen weitergegeben hat. Unklar sei aber, an wen. Als mögliche Adressaten kämen die Bundesanwaltschaft, das Bundeskriminalamt, das Bundesinnenministerium und das Bundeskanzleramt in Frage. Vermutlich seien die Informationen aus den Gesprächen mit Verena Becker nicht in die Ermittlungen zum Buback-Mord eingeflossen, weil für die Angaben der RAF-Frau keine Bestätigung gefunden werden konnte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz gab am Montag keine Stellungnahme ab. (Tsp)

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