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Politik: Bubis: Eine Entscheidung des deutschen Volkes

BERLIN/BONN (mal/rtr). Der Beschluß des Bundestages zum Holocaust-Mahnmal ist am Freitag auf unterschiedliches Echo gestoßen.

BERLIN/BONN (mal/rtr). Der Beschluß des Bundestages zum Holocaust-Mahnmal ist am Freitag auf unterschiedliches Echo gestoßen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, begrüßte den Beschluß gegenüber dem Tagesspiegel: "Ich hatte nicht mehr an eine Entscheidung geglaubt. Ich bin froh, daß sie mit deutlicher Mehrheit gefallen ist und ohne Druck von außen. Eine Einmischung des Auslandes wäre in diesem Fall verheerend gewesen. Denn diese Entscheidung ist um so höher einzuschätzen, als daß sie vom Bundestag, der Vertretung des ganzen deutschen Volkes, gefällt wurde. Das Informationshaus sollte relativ klein und bscheiden gehalten werden. Dort hinein gehören die Namen der ermordeten Juden Europas, wie sie in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem festgehalten sind. Allenfalls könnte ich mir vorstellen, daß dort auch die Dokumente der Shoah-Foundation untergebracht werden."

Michel Friedman, Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden, sagte: "Ich kann mit dem Eisenman-Entwurf leben." Der Vorschlag werde dem Anliegen des Mahnens und Gedenkens am besten gerecht. "Ich warne davor, das Informationszentrum aufzublähen", sagte er. In Berlin gebe es mehrere Einrichtungen, die sich mit der Dokumentation der NS-Verbrechen befaßten. Das Mahnmal müsse Zentrum der Gedenkstätte sein in der Nähe des Brandenburger Tors sein.

Salomon Korn, ebenfalls Mitglied des Präsidiums des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte die Entscheidung. "Der Bundestag hat eine große historische Chance verpaßt", sagte Korn dem Tagesspiegel. "Das war die letzte Möglichkeit, alle Opfergruppen auf eine Stufe zu stellen. Jetzt muß der Eindruck einer Hierarchisierung entstehen. Das ist ein nicht zu entschuldigendes Versäumnis." Allerdings werde der Volksmund, der niemals vom "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" sprechen wird, sondern immer nur vom "Holocaust-Mahnmal", dieses Versäumnis mit der Zeit ausgleichen.

Der für Kultur zuständige Staatsminister Michael Naumann (SPD) drückte die Hoffnung aus, daß schon im Jahr 2000 der erste Spatenstich erfolgen könne. Naumann erklärte, er gehe davon aus, daß die Bevölkerung der Bundesrepublik mehrheitlich hinter der Entscheidung stehe. Die noch zu gründende Bundesstiftung werde nun demnächst entscheiden, wie der Ort der Information gestaltet werden soll. Die Spielräume für die Änderung der Konzeption seien allerdings eng, sagte Naumann.

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) betonte, es sei wichtig, daß es bei der Ergänzung wirklich nur bei dem beschlossenen "Raum der Begegnung" bleibe. In Berlin dürfe nicht "unter der Hand" eine Gedenkstätte geschaffen werden. Sie sei froh, daß der lange Prozeß der Diskussion nun zu einem Ergebnis geführt habe.

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