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Politik: Budapest steht zwischen den Fronten

BUDAPEST .Als der ungarische Innenminister Sandor Pinter am Montag mit dem Vertreter der russischen Regierung Sergej Soigut über die Konvois an der ungarisch-ukrainischen Grenze verhandelte, drohte eine ernsthafte Belastung der ungarisch-russischen Beziehungen.

BUDAPEST .Als der ungarische Innenminister Sandor Pinter am Montag mit dem Vertreter der russischen Regierung Sergej Soigut über die Konvois an der ungarisch-ukrainischen Grenze verhandelte, drohte eine ernsthafte Belastung der ungarisch-russischen Beziehungen.Schon seit Beginn des Kosovo-Konfliktes hatte die Regierung Orban immer wieder Kritik an ihrer "zu großen NATO-Treue" einzustecken.

Vertreter der sozialistischen Partei (MSZP) und der Minderheitenorganisationen der Wojwodina werfen dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban vor, nicht diplomatisch genug zu sein, um Ungarn aus der politischen und militärischen Zwickmühle herauszuholen, in der es seit Beginn der Krise steckt.Schon Ende März haben sich Vertreter der ungarischen Minderheit aus der Wojwodina den Anti-NATO-Demonstrationen in Budapest angeschlossen.Auch die Pläne, NATO-Bodentruppen durch Ungarn zu schicken, stießen in Ungarn generell auf Widerstand.

Als einziger der drei neu aufgenommenen NATO-Staaten ist Ungarn durch seine südliche Grenze mit Jugoslawien direkt von der Kosovo-Krise betroffen.Einmal durch die in der Wojwodina lebenden 200 000 Ungarn und zum anderen als Durchgangsland für Transporte aus Rußland und Weißrußland.Die Konvoi-Blockierung am letzten Wochenende hat es bewiesen.Einerseits muß Ungarn das UN-Embargo respektieren, andererseits könnte eine Verschlechterung der ungarisch-russischen Beziehungen zur direkten Bedrohung des Landes werden.Deshalb war die Erleichterung am Montag nachmittag groß, als der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban vor dem Parlament verkündete, daß der russische Lastwagenkonvoi das Land durchqueren darf.Nur vier der acht Zisternenwagen mußten in Ungarn bleiben und werden in den nächsten Tagen nach Rußland zurückkehren.

Die restlichen 68 Lastwagen sind bereits Dienstag früh in Jugoslawien angekommen.Vertreter des UNHCR sind von der ungarischen Regierung als Beobachter mitgeschickt worden.Ihre Aufgabe ist es, zu kontrollieren, daß der mitgeführte Treibstoff nur für das Tanken der Lastwagen selbst verwendet wird.Außerdem flog ein russisches Transportflugzeug vom Typ II-76 am Montag Hilfsgüter nach Skopje in Mazedonien.

Budapest hofft jedoch, so ein Sprecher des ungarischen Außenministeriums, daß keine weiteren Zisternenwagen und militärische Fahrzeuge von Rußland über Ungarn in das Krisengebiet gesendet werden.Wie sich die ungarisch-russischen Beziehungen nun entwickeln, hängt im wesentlichen von den Verhandlungen der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright mit ihrem russischen Kollegen ab.ANAT-KATHARINA KALMAN

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