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Politik: Bündnis für Einfluss

Putin entdeckt Pakistans Staatschef Musharraf als Gesprächspartner – beide fürchten Machtverlust in Afghanistan

Für Russlands Präsidenten Wladimir Putin hatte Pervez Musharraf die sonst unvermeidliche Uniform an den Nagel gehängt. Schließlich lag ein Hauch des Besonderen über dem Besuch des pakistanischen Präsidenten in Moskau: Der dreitägige Besuch Musharrafs – er ist seit Dienstag in Moskau – ist der erste eines pakistanischen Staatschefs in Russland seit mehr als drei Jahrzehnten. Der Grund: Bislang war Moskaus Diplomatie ausschließlich auf Pakistans Erzrivalen Indien fixiert.

Entsprechend hoch waren die Erwartungen daher auf beiden Seiten. Wie im Kommentar von Russlands offiziösem Ersten Kanal vermerkt wurde, tauschten Putin und Musharraf zunächst „Artigkeiten“ aus, „die weit über das hinausgingen, wozu das Protokoll verpflichtet“. Eher sachlich, aber dafür erheblich interessanter dürfte es danach beim zweistündigen Vier-Augen-Gespräch zugegangen sein. Beide Seiten vereinbarten umfangreiche politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Putin verkündete, dass die beiden Länder eine bessere Koordination beim gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus anstreben. Schon in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad hatte Staatschef Musharraf in einem Interview für die Zeitung „Iswestija“ Tschetschenien als innere Angelegenheit Russlands bezeichnet. In der am Mittwoch unterzeichneten Vereinbarung zur gemeinsamen Terrorismusbekämpfung verpflichtet sich Pakistan sogar, tschetschenische Kämpfer an Moskau auszuliefern.

Der Passus ist allerdings eher eine Geste guten Willens. Tschetschenische Kämpfer, die auf Seiten der Taliban kämpften, zogen sich nach dem Ende von deren Herrschaft in Afghanistan in den Nordwesten Pakistans zurück, den die Regierung in Islamabad nicht kontrolliert.

Die Lage in und um Afghanistan war das zweite große Thema in Moskau. Sowohl Russland als auch Pakistan verzeichnen dort seit dem Beginn der US-Operation einen empfindlichen Verlust an Einfluss. Die afghanische Regierung wickelt unter dem Einfluss der pakistanfeindlichen Nordallianz den Außenhandel des Landes zunehmend über Iran und Indien ab. Pakistan entgehen dadurch Millionen US-Dollar an Transitgebühren.

Als Gegenmaßnahme vereinbarte Musharraf mit Russland eine Beteiligung Moskaus am Ausbau des pakistanischen Hafens Gvardar am Arabischen Meer. Dort soll auch eine Öl- und Gaspipeline aus Zentralasien enden. Russland will sich auch am Bau einer Eisenbahnlinie von Turkmenien nach Pakistan beteiligen. Voraussetzung für beide Projekte ist allerdings Stabilität im Transitland Afghanistan. Die, darin waren sich beide Seiten einig, ist nur durch Integration des Wüstenstaates in möglichst viele internationale Projekte zu haben, scheiterte bisher aber auch an der doppelbödigen Politik Islamabads. Zwar versicherte Musharraf in Moskau dem afghanischen Interimspräsidenten Hamid Karsai nochmals seine Unterstützung. Pakistanische Paschtunenfürsten halten es jedoch eher mit Karsais Gegnern.

Russland will sich künftig auch aktiver als Vermittler im Kaschmir-Konflikt engagieren. Die Zeichen für eine solche Vermittlung stehen gut: Am Mittwoch signalisierte auch Indiens Vizepremier Lala Kerishna Advani in Singapur Gesprächsbereitschaft.

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