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Politik: Bürgerkrieg erreicht Colombo

Zwei Tote bei Anschlag / Regierung in Sri Lanka untersucht Mord an Helfern

Die Gewalt in Sri Lanka hält an. Bei einem Bombenanschlag in der Hauptstadt Colombo wurden mindestens zwei Menschen getötet, darunter ein dreijähriges Kind. Die Bombe explodierte in einem belebtenWohngebiet nahe einer Mädchenschule. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet.

Der Anschlag galt dem tamilischen Politiker und Gegner der Tamilenrebellen der LTTE, Sankarapillai Sivathasan, der mit seinem Auto in Colombo unterwegs war. Sivathasan, die Mutter des Kindes und fünf weitere Menschen wurden verletzt. Die Polizei vermutete die LTTE hinter dem Anschlag. Sivathasan gehört der Tamilenpartei EPDP an, die die Regierung des singhalesischen Präsidenten Mahinda Rajapakse unterstützt und mit der LTTE auf Kriegsfuß steht. Die LTTE bezeichnete die EPDP in einer Mitteilung als „paramilitärische Gruppe“, die mit der Armee zusammenarbeite. Das dreijährige Kind war den Angaben zufolge gerade mit seiner Mutter und dem Großvater auf dem Heimweg, als die Bombe neben ihnen explodierte. „Warum haben sie mir mein Kind genommen? Sie hätten mich nehmen sollen“, sagte der 61-jährige Großvater John Rathaya unter Tränen.

Unterdessen leitete die Regierung nach dem Massaker an 17 einheimischen Tsunami-Helfern der französischen Organisation „Aktion gegen den Hunger“ (ACF) eine Untersuchung ein. Die Täter würden „unabhängig von ihrer Stellung“ bestraft, teilte die Regierung mit.. Die 17 Helfer, davon 16 Tamilen, waren am Wochenende tot in ihrem Büro in der umkämpften Stadt Muttur aufgefunden worden. Man hatte sie mit Schüssen regelrecht hingerichtet. Die LTTE beschuldigte die Streitkräfte, Urheber des Massakers zu sein. Das Verteidigungsministerium wies das zurück. Die Hilfsorganisation vermied eindeutige Anklagen. ACF-Präsident Metzger schloss allerdings nicht aus, dass das Massaker auch auf das Konto der Tamilenrebellen gehen könnte. Einerseits begehe die Armee in Sri Lanka offene Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, sagte er. Andererseits hungerten die Rebellen „wie auch im Libanon die Zivilbevölkerung durch Anschläge gezielt aus, um dann als Retter auftreten und Lebensmittel und Medikamente verteilen zu können“.

Aus Muttur im Nordosten der Insel drangen weitere grausige Gerüchte. Dort hatten sich Regierung und Rebellen tagelang schwere Kämpfe geliefert. Journalisten ist es nach Angaben des britischen Nachrichtensenders BBC bisher nicht gelungen, nach Muttur zu gelangen. Einwohner würden allerdings von verrottenden Leichen in den Straßen berichten. Andere würden erzählen, dass die Tamilenrebellen Zivilisten entführt hätten.

Christine Möllhoff[Neu-Delhi]

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