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Bürgerrechtler: Kubanische Dissidenten fühlen sich auch in Spanien nicht frei

Elf kubanische Bürgerrechtler sind in den letzten Tagen in Madrid gelandet. Kuba hatte sie nach langer Haft aus dem Gefängnis entlassen.

Der lange Gefängnisaufenthalt hat Spuren hinterlassen. An ihren Körpern, in ihren Seelen. Elf kubanische Bürgerrechtler kamen in den letzten Tagen mitsamt Familienangehörigen auf dem Flughafen der spanischen Hauptstadt Madrid an. Kubas Regime hatte sie aus dem Gefängnis entlassen und nach Spanien ins Exil geschickt. „Das war eine Deportation, wir sind aus unserem Land geworfen worden“, beklagt Omar Rodriguez Saludes, der wegen seiner regimekritischen Arbeit als Journalist zu jahrzehntelanger Haft verurteilt worden war.

Auf spanischem Boden berichtete er nun, zusammen mit fünf Leidensgenossen, über Misshandlung und menschenunwürdige Zustände hinter kubanischen Gittern. Er forderte die Freilassung aller in Kuba inhaftierten Dissidenten, deren Zahl auf rund 200 geschätzt wird. Viele seien krank. Viele fügten sich in der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit selbst Verletzungen zu, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. Im Laufe dieser Woche sollen neun weitere Bürgerrechtler in Spanien eintreffen, teilte Spaniens Regierung mit.

Ein Mithäftling habe sich mit einer Spritzennadel die Augen zerstochen, erzählt Omar Moises Ruiz Hernandez. Warum? „Weil er die Ungerechtigkeiten nicht länger sehen wollte.“ Der Mann sei jetzt blind. Bei anderen politischen Gefangenen haben mangelhafte hygienische Verhältnisse, fehlende medizinische Versorgung und Hunger zu chronischen Krankheiten geführt. Julio Cesar Galvez: „Wir lebten zwischen Skorpionen, Kakerlaken, Ratten und Kot.“ Ricardo Gonzalez Alfonso berichtet von Zellen, die nicht breiter gewesen seien als die ausgestreckten Arme. Das einzige Weg, seine Rechte einzuklagen, sei der Hungerstreik gewesen.

Kubas Staatschef Raul Castro (69) hatte nach langen Verhandlungen mit Havannas Kardinal Jaime Ortega und Spaniens Außenminister Miguel Angel Moratinos zugesagt, insgesamt 52 politische Häftlinge freizulassen. Es sind Aktivisten, die zu einer Gruppe von 75 Regimegegnern gehören, die 2003 festgenommen und wegen verschwörerischer Umtriebe zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt worden waren. Teil des Deals ist die Ausreise, auch wenn einige Bürgerrechtler sich weigern, ihr Heimatland zu verlassen.

Nach der Ankunft der ersten Aktivisten in Spanien machte sich bei ihnen Ernüchterung und Enttäuschung breit, vor allem, weil der Empfang in der Freiheit nicht ihren Vorstellungen entspricht. Die spanische Regierung sieht die Ankömmlinge derzeit als Einwanderer, will sie zunächst in Immigrantenheime in verschiedenen Städten einweisen. „Wir sind auch in Spanien nicht frei“, beklagten umgehend die Betroffenen, die sich schon wieder gegängelt fühlen. „Wir werden nicht gefragt, was wir machen, wo wir hinwollen.“

Die Bürgerrechtler selbst betrachten sich als „politische Flüchtlinge“, wollen ihren Aufenthaltsort selbst wählen, ihre Zukunft selbst bestimmen. Viele sehen Spanien nur als Zwischenstation, um weiterzureisen. Etwa in die USA, wo viele Verwandtschaft haben.

Auch gefällt den Freigelassenen nicht, dass Spaniens Außenminister Moratinos jetzt die EU als Gegenleistung dazu bewegen will, den harten Kurs gegen Kuba aufzugeben und einen Dialog mit dem Castro-Regime aufzunehmen. „Man darf unsere Freilassung nicht gleichsetzen mit einer Verbesserung der Menschenrechte in Kuba“, sagt Omar Rodriguez Saludes. Denn grundsätzlich habe sich nichts geändert, Bürgerrechte und Demokratie in Kuba würden weiter unterdrückt.

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