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Bulgarien: Parwanow gewinnt Stichwahl

Georgi Parwanow wird in die bulgarischen Geschichtsbücher eingehen: als erster Staatschef, der seit dem Ende des Kommunismus für eine zweite Amtszeit gewählt wurde und als derjenige, der sein Land in die EU führt.

Sofia - In der zweiten Runde der Präsidentenwahl setzte sich der 49-jährige Sozialist am Sonntag mit rund 76 Prozent der Stimmen deutlich gegen den Ultranationalisten Wolen Siderow durch. "Wir haben gewonnen, weil wir besser waren", gab sich der alte und neue Staatschef noch am Wahlabend selbstbewusst. Und für die Außenpolitik setzte er gleich einen "würdigen" EU-Beitritt am 1. Januar 2007 als Priorität.

Der überzeugte Europäer Parwanow ist einer der beliebtesten Politiker seines Landes. Das Wahlergebnis zeigt, dass der Ex-Kommunist mit seiner Strategie durchaus erfolgreich war: Seine Vergangenheit und seine Parteizugehörigkeit zur ex-kommunistischen sozialistischen Partei BSP sollten die Wähler vergessen, um ihn als Freund der Europäischen Union und Präsident aller Bulgaren zu wählen. Er präsentierte sich als unabhängiger Staatschef - wenn auch mit starker Unterstützung der sozialistischen BSP, deren ehemaliger Vorsitzender er ist.

Parwanow wurde 1996 zum Parteichef gewählt

Zum Parteichef hatten die Sozialisten den Historiker Parwanow im Dezember 1996 gewählt, als die Partei mit dem Rücken zur Wand stand. Bulgarien befand sich in einer schweren Wirtschaftskrise, täglich fanden Demonstrationen und Streiks statt. Parwanow beugte sich dem Druck der Straße und stimmte vorgezogenen Neuwahlen zu. In der Partei setzte er gegen den Widerstand des kommunistischen Flügels auf Reformen und plädierte für einen Nato-Beitritt Bulgariens.

Die Präsidentenwahl 2001 gewann Parwanow überraschend gegen den damaligen Amtsinhaber Petar Stojanow und bescherte seinen Sozialisten damit den größten Erfolg seit dem Ende des Kommunismus. Der neue Staatschef setzte sich für ein Tauwetter in den Beziehungen zu Moskau ein, die sich seit 1989 drastisch verschlechtert hatten. Kritiker warfen Parwanow postwendend vor, er wolle Bulgarien in die Einflusssphäre Moskaus bringen - doch er betonte immer, der Beitritt seines Landes zur Europäischen Union habe für ihn Priorität.

Gegner attakieren Parwanow

Innenpolitisch zeigte sich Parwanow meist zurückhaltend. Gute Beziehungen pflegt er zur Partei der türkischen Minderheit, die es ihm am Sonntag mit einer Rekordbeteiligung in ihren Reihen dankte. Mit dem Ministerpräsidenten der Mitte-Rechts-Koalition, Simeon Sakskoburggotski, wirkte der Ex-Kommunist drei Jahre eng zusammen. Seine Gegner werfen ihm vor, zur Zeit des kommunistischen Regimes mit dem bulgarischen Geheimdienst zusammengearbeitet zu haben. Die Existenz einer Akte über ihn gibt Parwanow zu - für den Geheimdienst habe er allerdings nie gearbeitet. (tso/AFP)

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