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Politik: Bulmahn rückt von Schule für alle ab

Berlin - Um den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Schulerfolg aufzubrechen, brauche Deutschland „hohe Investitionen in Bildung und Qualifizierung“, fordert Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Beim SPD-Bildungskongress am Samstag in Berlin stellte sie Eckpunkte für ein Wahlmanifest und für ein neues Bildungsprogramm der Partei zur Diskussion.

Berlin - Um den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Schulerfolg aufzubrechen, brauche Deutschland „hohe Investitionen in Bildung und Qualifizierung“, fordert Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Beim SPD-Bildungskongress am Samstag in Berlin stellte sie Eckpunkte für ein Wahlmanifest und für ein neues Bildungsprogramm der Partei zur Diskussion. Zwei wesentliche Voraussetzungen für Chancengleichheit in der Schulbildung nannte Bulmahn: Das erste Kindergartenjahr solle gebührenfrei bleiben, die Ganztagsschulen sollen weiter gefördert werden. Das sei finanzierbar, „wenn die Steuerpolitik und öffentliche Zuwendungen umgebaut werden“.

Die Gemeinschaftsschule, in der alle Kinder bis zum zehnten Schuljahr gemeinsam unterrichtet werden, forderte Bulmahn überraschend nicht. Damit ist offenbar das Konzept des Regierungsberaters Karl Lauterbach vom Tisch, der kürzlich eine Radikalreform des Bildungswesens vorgeschlagen hatte: Das dreigliedrige Schulsystem mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium solle zugunsten der Gemeinschaftsschule abgeschafft werden. Außerdem sollten alle Drei- bis Sechsjährigen verpflichtend eine kostenfreie Vorschule besuchen. „Damit gewinnt man keine Wahlen“, erklärte Jörg Tauss, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, dem Tagesspiegel am Rande der Konferenz.

Die Soziologin Heike Solga von der Universität Göttingen machte sich allerdings weiterhin für die Gemeinschaftsschule stark – unter großer Zustimmung der Delegierten. Kinder, die frühzeitig aufgeteilt werden, könnten keine eigene Bildungsmotivation entwickeln. Solga erinnerte Bulmahn daran, dass sich diese nach der Veröffentlichung der zweiten Pisa-Studie 2004 gegen die zu frühe Auslese und für die Gemeinschaftsschule ausgesprochen habe. Das Konzept verteidigte auch Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD), die die Gemeinschaftsschule in der großen Koalition nicht durchsetzen konnte. Widerstand leisteten Eltern von Gymnasiasten, die sich Privilegien sichern wollten. „Die sind darauf aus, in dieser Gesellschaft einen Platz an der Sonne zu behalten“, sagte die Ministerin.

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