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Politik: Bund soll Milliarden investieren

Wissenschaftsrat legt Empfehlungen zur Verbesserung der Hochschullehre vor

Berlin - Der Wissenschaftsrat fordert von Bund und Ländern erhebliche finanzielle Anstrengungen, um die Situation der Lehre an den Hochschulen zu verbessern. Jährlich 1,1 Milliarden Euro zusätzlich brauchten die Hochschulen für zusätzliches Personal – von Professoren bis zu Tutoren – und für Sachmittel zur Qualitätsverbesserung, sagte der Wissenschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Jan- Hendrik Olbertz (parteilos), am Freitag dem Tagesspiegel. Olbertz ist Vorsitzender der Verwaltungskommission des Wissenschaftsrats. Das Gremium hat seine lange erwartete „Empfehlung zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium“ am Freitag in Berlin beschlossen, am Montag wird sie offiziell vorgestellt.

„Es ist wichtig, dass die Politik diese Forderungen jetzt auch ernst nimmt“, sagte der Generalsekretär des Wissenschaftsrats, Wedig von Heyden. An den Universitäten müsse es zu einem Mentalitätswandel kommen. Die Professoren sollten endlich zur Kenntnis nehmen, „dass zur vielbeschworenen Einheit von Forschung und Lehre auch die Lehre gehört“. Der Wissenschaftsrat empfehle unter anderem die Einrichtung von überregionalen Fachzentren für die Hochschullehre. Auch ein hoch dotierter nationaler Lehrpreis soll verliehen werden. Von den Studierenden müssten die Hochschulen „eine größere Verbindlichkeit verlangen“, etwa Lektürelisten auch wirklich abzuarbeiten.

Mit den 1,1 Milliarden sollen die Betreuungsrelation von Lehrenden zu Studierenden verbessert sowie Fortbildungs- und Beratungsangebote geschaffen werden. Als neue Personalkategorie soll die „Professur mit Schwerpunkt Lehre“ eingeführt werden. „Der hauptberufliche Lehrprofessor kommt aber nicht“, sagte Olbertz. Wer zeitweise mehr Stunden unterrichte als bislang üblich, könne später in die Forschung zurückkehren.

Im Mai war die Empfehlung unter anderem am Einspruch der Länder gescheitert: Die damals geforderten 1,2 Milliarden Euro hätten auf Schätzungen beruht, die neue Forderung dagegen basiere auf Parametern des Schweizer Hochschulsystems, nach denen man die Ressourcen für die Lehre berechnen kann, sagte Olbertz. Das sei eine gute Argumentationsgrundlage gegenüber den Finanzministern. Die Ländervertreter haben im Wissenschaftsrat erklärt, die Mehrkosten setzten voraus, „dass die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin finanzielle Spielräume eröffnet und dass die politische Prioritätensetzung endlich einen Fokus auf die Lehre an den Hochschulen ermöglicht“.

Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) begrüßte die Vorschläge des Wissenschaftsrats. Es bestehe kein Zweifel, dass die Lehre an den Hochschulen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ gestärkt werden müsse.

Neuer Generalsekretär des Wissenschaftsrats wird der Kanzler der Universität München, Thomas May. Er werde sein Amt am 1. Dezember dieses Jahres antreten, hieß es.

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