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Eine große Zahl unbegleiteter Flüchtlingskinder wird in Deutschland vermisst. In ganz Europa sind es laut der europäischen Polizeibehörde Europol etwa 10.000.

© Sebastian Kahnert/dpa

Update

Bundeskriminalamt: Mehrere Tausend Flüchtlingskinder in Deutschland vermisst

Die Zahlen schwanken, sind aber erschreckend: Laut dem BKA sind fast 5000 unbegleitete Flüchtlingskinder in Deutschland vermisst gemeldet. Ihr Schicksal ist ungewiss.

In Deutschland sind tausende unbegleitete Flüchtlingskinder als vermisst gemeldet. Am 1. Januar seien es 4749 Kinder und Jugendliche gewesen, sagte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der "Frankfurter Rundschau".

Die Sprecherin sagte aber, dass dies jeweils „Momentaufnahmen“ seien. Pro Tag könnten diese Zahlen um 200 bis 300 Fälle schwanken. Oft tauchten Vermisste nach kurzer Zeit wieder auf, und oft gebe es Mehrfachregistrierungen. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass ein Teil der zu Jahresbeginn verschwundenen minderjährigen Flüchtlinge Kriminellen in die Hände gefallen sein könnten. Genaue Erkenntnisse habe das BKA dazu bislang nicht, erklärte die Sprecherin.

Von den 4749 als vermisst geltenden Flüchtlingskindern waren laut BKA 431 jünger als 13 Jahre, 4287 zwischen 14 und 17 Jahren alt sowie 31 älter als 18 Jahre. Ein halbes Jahr zuvor lagen die Zahl noch deutlich niedriger: Am 1. Juli 2015 waren 1637 unbegleitete Flüchtlinge im Kindes- und Jugendalter als vermisst gemeldet.

Die Bundesregierung hat keine Hinweise, dass auch in Deutschland Tausende alleinreisende Flüchtlingskinder verschwunden sein könnten. Die vom stammenden Zahlen seien „in diesem Kontext überaus missverständlich und auch nicht belastbar“, sagte ein Sprecher des Familienministeriums. „Sie lassen jedenfalls keine Rückschlüsse darauf zu, dass die Kinder und Jugendlichen in die Hände von Schleusern oder anderen Kriminellen geraten sind.“ Der Sprecher sagte, das Ministerium habe keine eigenen Zahlen.

Zuvor hatte die europäische Polizeibehörde Europol mitgeteilt, dass in den vergangenen 24 Monaten mindestens 10.000 allein reisende Flüchtlingskinder nach ihrer Ankunft in Europa spurlos verschwunden und womöglich in die Hände von Kriminellen gelangt seien. „Dies bedeutet nicht, dass allen etwas passiert ist“, erklärte ein Sprecher. „Ein Teil der Kinder könnte sich tatsächlich mittlerweile bei Verwandten aufhalten. Aber es bedeutet, dass diese Kinder zumindest potenziell gefährdet sind.“

In Italien seien nach Angaben der dortigen Behörden 5.000 Flüchtlingskinder verschwunden, so Europol, in Schweden 1.000. (AFP, KNA)

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