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Auf allen Kanälen. Justizminister Heiko Maas ist sowohl auf Twitter als auch auf Facebook sehr aktiv.

© picture alliance /dpa/Bernd von Jutrzcenka

Bundesminister und soziale Netzwerke: Nur Heiko Maas nutzt Twitter und Facebook erfolgreich

Eine Studie untersucht den Umgang der Bundesregierung mit sozialen Netzwerken: Ein Fazit: Nicht jeder, der auf Facebook oder Twitter aktiv ist, erreicht auch viel Aufmerksamkeit.

Es ist eine grundsätzliche Frage, die sich jeder Politiker stellen muss: Wie erreichen politische Akteure ihre Wähler? Dass der Einsatz Sozialer Netzwerke dabei immer wichtiger wird, ist mittlerweile Allgemeingut. Aber wie erfolgreich nutzen Minister und Ministerien dieses Instrument eigentlich? Denn ein Account allein macht noch keine erfolgreiche Kommunikation.

Der Politikberater und Blogger Martin Fuchs hat dafür zusammen mit dem Berliner Unternehmen ubermetrics Facebook-Posts und Twitter-Tweets der Bundesministerien und der Minister quantitativ ausgewertet und untersucht, wie viel Reichweite (Viralität) und Interaktion sie mit ihrer Arbeit erzeugt haben. Es ist die zweite Studie dieser Art. Die erste wurde im Zeitraum 4. August bis zum 3. September 2015 gemacht, die neueste vom 1. November 2015 bis zum 1. Juli 2016. Fuchs fasst die Ergebnisse so zusammen: „Man kann nicht von der Regierungskommunikation in Sozialen Netzwerken sprechen, denn die Unterschiede zwischen den Ministerien sind immer noch sehr groß.“

Nur wenige Minister und Ministerien sind in beiden Kanälen, Facebook und Twitter, erfolgreich. Lediglich Justizminister Heiko Maas (SPD) konnte in beiden Netzwerken seine Themen gut verbreiten. Unter den Ministern erreichte er bei Facebook die beste Interaktionsrate, bei Twitter die zweitbeste. Auch bei den Ministerien schneidet das Justiz- und Verbraucherministerium mit am besten ab. Ebenso das Bundesumweltministerium und das Auswärtige Amt. Bei Facebook schafft es das Bundesgesundheitsministerium und die Seite der Bundesregierung am besten, ihre Inhalte in der digitalen Öffentlichkeit zu platzieren.

ANLAGE DER STUDIE

Ziel der Studie war nicht allein die Frage, wie viele Posts (Facebook) oder Tweets (Twitter) jemand abgesetzt hat, sondern ein besonderer Blick fiel auf die Interaktion, also die Kommentierung. Darüber lässt sich am ehesten eine Aussage treffen, wie groß die Reichweite bestimmter Minister und Ministerien ist und wie viral bestimmte Einträge sind. Eine Aussage darüber, wie viele Menschen genau bestimmte Einträge gesehen haben, lässt sich daraus aber nicht ableiten, weil dafür nach Aussage von Fuchs ein Blick in die Statistik der Netzwerke notwendig wäre. Der Fokus lag auf Facebook und Twitter, weil das die beiden wichtigsten Sozialen Netzwerke in Deutschland sind.

MINISTER AUF FACEBOOK

Der aktivste Minister ist mit weitem Abstand Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Er setzte in den sieben Monaten 1740 Postings ab, das sind sieben pro Tag. In der ersten Studie lag er noch bei 3,5 Postings am Tag, was bereits damals der Spitzenwert war. Darauf folgen Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) – beide mit rund zwei Postings pro Tag. Am wenigsten posteten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Peter Altmaier (beide CDU). Sie setzen lediglich 0,18 beziehungsweise 0,14 Postings am Tag ab.

Dennoch erhält Merkel mit Abstand die meisten Interaktionen pro Posting (durchschnittlich 6940), gefolgt von Heiko Maas (266 Interaktionen) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (157 Interaktionen). Ganz anders sieht das bei Postings von Dobrindt und Gröhe aus: Dobrindt erhält durchschnittlich 1,8 und Gröhe acht Interaktionen pro Posting. Setzt man dann noch Postings und Anzahl der Fans in Relation, landet Maas zusammen mit Kanzleramtschef Altmaier auf Platz eins mit 9 Interaktionen pro 1000 Fans. Steinmeier postet zwar viel, kommt aber im Vergleich dazu nur auf 0,24 Interaktionen pro 1000 Fans.

Fazit: Dobrindt und Steinmeier sind zwar sehr aktiv, erreichen aber pro Posting nur relativ wenige Menschen, die ihre Inhalte kommentieren und damit auch verbreiten. Anders Heiko Maas, der mit seinen Postings die meisten Menschen erreicht.

MINISTERIEN AUF FACEBOOK

Ähnlich wie der Minister selbst postet auch das Auswärtige Amt am fleißigsten unter den Bundesministerien: durchschnittlich 3,3 Postings pro Tag. Auf Platz zwei folgt die Seite der Bundesregierung mit 2,42. Am wenigsten aktiv ist das Ressort von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) mit 0,64 Postings pro Tag. Bei den Interaktionen ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier liegt die Seite der Bundesregierung (126 Interaktionen pro Posting) vor dem Auswärtigen Amt (40 Interaktionen pro Posting). Alle anderen liegen zwischen zwei bis neun Interaktionen. Setzt man aber die Interaktionen wieder mit der Zahl der Fans in Relation; schneidet das Gesundheitsministerium am besten ab, gefolgt von der Bundesregierung.

Fazit: Die Bundesregierung hat mit ihrer Seite den größten Facebook-Erfolg. Der in allen Kategorien erfolgreichste Post war dabei vom 15. April, als Merkel den Fall Böhmermann an die Justiz übergeben hat. Im Gegensatz zu ihrem Minister schneidet das Justizministerium dagegen nicht wirklich gut ab.

MINISTER AUF TWITTER

Bei Twitter zählen als Interaktionen in dieser Studie nur Retweets, weil sie nach Ansicht der Studienmacher der beste Indikator für die Verbreitung sind. Derzeit besitzen nur fünf Minister (Sigmar Gabriel, Heiko Maas, Manuela Schwesig, Hermann Gröhe, Peter Altmaier) einen Twitter-Account. Die meisten Tweets wurden von Heiko Maas (5,2 pro Tag) und Familienministerin Manuela Schwesig (3,8) abgesetzt. Aber auch alle anderen drei sendeten durchschnittlich etwa zwei Tweets pro Tag. Das ist bei allen eine Zunahme gegenüber der ersten Studie. Nur Schwesig hatte wegen der Geburt ihres zweiten Kindes ihre Aktivitäten etwas zurückgefahren.

Die mit Abstand meisten Interaktionen erzeugte Gabriel mit seinen Tweets: 24,4 Interaktionen pro Tweet. Das ist umso bemerkenswerter, da er bis Ende 2015 kaum getwittert hat. Es folgen Maas (16,8 Interaktionen) und Altmaier (13,6 Interaktionen). Schwesig und Gröhe kommen nur auf fünf beziehungsweise vier durchschnittliche Interaktionen.

Fazit: Man sieht eigentlich bei fast allen eine Zunahme der Aktivität, der Interaktion und auch der Interaktionsrate.

MINISTERIEN AUF TWITTER

Aktuell twittern 13 Ministerien. In der Studie wurden aber nur 12 untersucht, da das Bundesinnenministerium erst Anfang Mai startete – zu spät für die Untersuchung. Am aktivsten ist das Auswärtige Amt mit 15 Tweets am Tag. Gefolgt vom Umweltministerium mit 13,7 Tweets pro Tag und dem Arbeitsministerium (elf Tweets pro Tag). Am wenigsten twittert unter anderem das Digitalressort von Dobrindt.

Im Vergleich zur ersten Studie haben alle Ministerien – außer Verkehrsministerium und Familienministerium – ihre Schlagzahl stark erhöht und twittern wesentlich häufiger. Die höchste Viralität erzeugen die Tweets vom Justizministerium (6,2 Interaktionen pro Tweet). Am wenigsten viral gingen hingegen die Tweets vom Arbeitsministerium. Allerdings bedeuten mehr Tweets nicht zwangsläufig eine bessere Interaktionsrate. Im Gegenteil, es kann sogar dazu führen, dass die Follower weniger Retweeten und einzelne Tweets nicht mehr so große Reichweiten erzielen wie bei geringerer Tweet-Frequenz.

FAZIT

Für Fuchs zeigt die Studie, dass nicht die Personalausstattung oder die Größe eines Ressorts entscheidend für den Erfolg der Social-Media-Arbeit sind. Entscheidend sei natürlich das Wie und die gesellschaftliche Agenda. Viel Interaktion kann im Umkehrschluss natürlich auch viel Kritik, manchmal sogar Hass bedeuten. „Natürlich ist das Empörungspotenzial und die Diskursfreude in der Gesellschaft gestiegen, aber das ist eigentlich sehr gut. Nichts wäre schlimmer für die Viralität von Themen, als wenn alle einverstanden wären.“

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