zum Hauptinhalt
Angela Merkel konnte sich zuerst nicht für einen Bundespräsidenten Gauck erwärmen. Dann erwies er sich als Glücksfall.

© AFP

Bundespräsidentenwahl: Glücksfall 2.0 gesucht

Auf Joachim Gauck darf kein Langeweiler ins Schloss Bellevue folgen, der da bloß reinkommt, weil er keinen stört. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Robert Birnbaum

Wenn Parteipolitiker auf einmal in ein Lob des Unparteilichen ausbrechen, ist das meist nicht höherer Einsicht geschuldet, sondern sehr viel irdischeren Motiven. So verhält es sich auch mit der Suche nach dem nächsten Bundespräsidenten. Könnten Angela Merkel, Horst Seehofer, Sigmar Gabriel und die anderen Mitspieler, wie sie wollten, würde jede und jeder einen Signalkandidaten fürs eigene Lager suchen. Aber die Mehrheiten, sie sind nicht so – und die Lager auch nicht mehr so eindeutig zuzuordnen wie einst.

Ein bisschen Mut zum Risiko ist nötig

Nur logisch also, nach einer Persönlichkeit Ausschau zu halten, mit der alle Parteien des parlamentarischen Verfassungsbogens leben können. Man muss jetzt nur jemanden aufspüren, der trotzdem kein bloßer Kompromisskandidat ist. Das wäre nämlich so ungefähr das Letzte, was das Land und die Demokratie in ihrem emotional angeschlagenen Zustand brauchen können – einen Langeweiler im Schloss Bellevue, der da bloß reinkommt, weil er keinen stört. Vielleicht hilft bei der Suche eine Erinnerung. Joachim Gauck hat sich als Glücksfall erwiesen, obwohl ihm das mancher nicht zugetraut hat, vorneweg die Kanzlerin. Einen Glücksfall 2.0 kann sich niemand backen. Ohne ein bisschen Mut zum Risiko wird der sich aber auch nicht finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false