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Gehweg, Radweg, Straße. Fahrradfahrer fahren nicht zwingend dort, wo sie sollen, weiß unser Kolumnist.

© dpa

Bundesregierung will mehr Radwege bauen: Klima-Retter auf zwei Rädern

Die Bundesregierung mehr Radwege bauen, um das Klima zu schützen. Das zeigt: Die Regierenden haben den Kontakt zur Wirklichkeit verloren. Denn Radfahrer benutzen keine Radwege. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

Die Bundesregierung hat ein Aktionsprogramm zum Klimaschutz verkündet. Unter anderem soll zusätzliches Geld in den Bau von Radwegen fließen. Der CO2-Ausstoß unserer Gesellschaft soll sinken, indem immer mehr Menschen immer häufiger das Fahrrad benutzen.

Dieses Aktionsprogramm ist ein Beweis dafür, dass die Regierenden den Kontakt zur Wirklichkeit in unserem Land verloren haben. Jeder in Berlin weiß, dass Radfahrer in der Regel gar keine Radwege benutzen. Radfahrer und Radwege, dieser Zusammenhang bestand früher einmal. Heute benutzen Radfahrer in der Regel den Bürgersteig. Nur selten sieht man einen Ewiggestrigen, der noch den Radweg benutzt. Eine etwas größere Gruppe benutzt weder Bürgersteig noch Radweg, sondern fädelt sich zwischen den Autos kreuzfidel auf der Straße durch, solche Radfahrer mögen den Thrill.

Mehr Bürgersteige!

Ursprünglich hieß es, nur Kinder dürfen mit ihrem Rad den Gehweg benutzen. Vielleicht wollen die Leute, indem sie jetzt alle auf Gehwegen fahren, gegen die Kinderfeindlichkeit in unserer Gesellschaft protestieren. Wir alle sind Kinder. Leider trauen sich die echten Kinder mit ihren kleinen Rädern kaum noch auf die Gehwege, weil da zu viele Rennräder auf ihrem Solidaritätstrip unterwegs sind.

Wenn die Regierung etwas für die Radfahrer tun möchte, müsste sie Bürgersteige bauen und nicht Radwege. Aber es gibt ja zum Glück schon überall Bürgersteige. Was die Politiker zum Klimaschutz wirklich tun könnten: Sie könnten die Bürgersteige für Fußgänger sperren und sie endlich offiziell zu Radwegen erklären.

Unbelehrbare Fußgänger

Es ist eine Tatsache, dass der Radverkehr in Berlin und damit die Rettung des Weltklimas vor allem dadurch behindert wird, dass immer noch unbelehrbare Fußgänger auf den Bürgersteigen den Radfahrern lästig fallen, vor allem Alte. Die Alten springen oft nicht mal zur Seite, wenn von hinten ein Klimaretter kommt und klingelt. Andererseits, wenn der Klimaretter den Alten überfährt, dann sinkt auf diese Weise auch wieder der CO2-Ausstoß. Jeder Rentner, der überfahren wird, verbessert die Klimabilanz um zwölf bis 15 Kilo CO2 im Jahr. Klimapolitisch ist es nachhaltiger, dicke Rentner zu überfahren statt dünne.

Die Umwidmung der Gehwege wäre kostenneutral und würde Deutschland zum Land mit dem größten Radwegenetz in Europa machen. Die Fußgänger können die früheren Radwege benutzen, die sowieso keiner braucht. Oder sie teilen sich die Straße mit den Autos. Die Autos müssen dann entweder langsamer fahren oder Rentner plattmachen, beides ist gut für das Klima. Vielleicht kann man die Bürgersteige an einem Tag der Woche für Fußgänger freigeben, zum Einkaufen, das ist gut für die Konjunktur. Donnerstag ist Walkie-Day.

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