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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während des ZDF-Sommerinterviews.

© Jule Roehr/ZDF/dpa

Bundestagswahl: Fernduell zwischen Merkel und Schulz

Das direkte Duell liefern sich Merkel und Schulz in einer Woche. Am Sonntag machten sie Wahlkampf in TV-Interviews. Ein Thema: die Diesel-Affäre.

Das einzige Fernsehduell in diesem Bundestagswahlkampf ist zwar erst am kommenden Sonntag, doch genau eine Woche vorher lieferten sich Angela Merkel und ihr sozialdemokratischer Herausforderer Martin Schulz ein kleines Duell aus der Ferne. Der SPD-Chef gab der ARD ein Interview, kurz darauf folgte die Kanzlerin im ZDF – eine Abfolge, die die Kanzlerin zumindest gelegentlich zwang, auf die Vorwürfe ihres Kontrahenten zu reagieren.

Schulz warf dem Bundeskanzleramt vor, in der Diesel-Affäre Sammelklagen deutscher Autobesitzer zu verhindern. Merkel betonte, dass sie im Grundsatz nicht gegen Sammelklagen sei, diese aber „vernünftig ausgestaltet“ sein müssten.

Die Kanzlerin tadelt Minister Maas von der SPD

Damit spielte sie den Ball zurück ins Feld der SPD: „Die Vorlagen, die der Justizminister gemacht hat, gehen so nicht“, sagte Merkel – und tadelte öffentlich den sozialdemokratischen Minister Heiko Maas.

In einem anderen Punkt zeigten die Kanzlerin und ihr Herausforderer dagegen Einigkeit: Beide wollten sich nicht darauf festlegen lassen, wie lange es noch mit Diesel und Benzin betriebene Autos geben wird. „Den Diesel wird es noch viele, viele Jahre lang geben, genau wie den Verbrennungsmotor“, sagte Merkel. Diese Brückentechnologie werde sogar noch „Jahrzehnte“ erhalten bleiben. Zuvor hatten sowohl die CSU als auch die Grünen das Thema zu einer Schlüsselfrage für künftige Koalitionsverhandlungen erklärt, allerdings unter entgegengesetzten Vorzeichen: CSU-Chef Horst Seehofer machte das Festhalten am Verbrennungsmotor zur Voraussetzung für eine Regierungsbeteiligung seiner Partei, Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir dagegen betonte, seine Partei werde in keine Koalition eintreten, die nicht das Ende der Ära des Verbrennungsmotors einleite. Die Kanzlerin ließ beide Äußerungen unkommentiert.

Schulz greift Merkel auch persönlich an

Schulz griff Merkel auch persönlich an und warf ihr vor, abgehoben zu sein und keinen Kontakt zu den Bürgern zu haben. Die Leute hätten das Gefühl, „dass Merkel entrückt ist“, sagte der SPD-Chef. Die Kanzlerin reagierte darauf in der für sie typischen ausweichend-zurückhaltenden Weise: Sie habe einen Eid geleistet, dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen, und versuche, dem gerecht zu werden. „Und das bedeutet, den Menschen im Lande zu dienen.“

Ein Leben jenseits der Politik kann sich die Kanzlerin offenbar grundsätzlich vorstellen: Auf die Frage, ob sie im Jahr 2022, also nach der kommenden Legislaturperiode, eine Sammlung ihrer besten Kochrezepte veröffentlichen würde, sagte Merkel: „Vielleicht mache ich das schon vorher.“

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