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Bundeswehr in Afghanistan: Das Pentagon wird ungeduldig

Die Debatte um einen Einsatz der Bundeswehr in Südafghanistan wird schärfer. Es müsse möglich sein, deutsche Soldaten für eine Mission im Süden anfordern zu können, heißt es im Pentagon.

Berlin - "Der Befehlshaber in Afghanistan muss die Deutschen morgens anrufen können und ein Bataillon für den Einsatz im Süden anfordern. Das muss dann abends dort sein", sagte ein hoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Es sei nicht hinnehmbar, dass ein Land sich grundsätzlich gegen die Verlegung seiner Einheiten in bestimmte Landesteile sperre, kritisierte der Pentagon-Beamte, der namentlich nicht genannt werden wollte. Zwar habe die Bundeswehr in Afghanistan viel geleistet. Aber es genüge nicht, wenn die Bundeswehr gelegentlich mit Transport- und Fernmeldefähigkeiten im Süden helfe. Berlin müsse "einen Schritt weiter" als bisher gehen.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) betonte demgegenüber, Deutschland habe sich von Anfang an "mit großer Entschlossenheit seiner Verantwortung für Afghanistan gestellt". So habe man die Führung für die gesamte Nordregion in der Stabilisierungsmission Isaf übernommen. "Deutschland wird in Notlagen im Rahmen des bestehenden Bundestagsmandats helfen und unterstützen", versicherte Jung.

Stoiber: Mandat auf keinen Fall ausweiten

CSU-Chef Edmund Stoiber lehnte einen Einsatz deutscher Soldaten in Südafghanistan klar ab. "Wir sind unter den Bedingungen, wie sie waren, in den Norden gegangen", sagte Stoiber und fügte hinzu: "Das Mandat sollte auf keinen Fall ausgeweitet werden."

Auch eine Mehrheit der Deutschen lehnt einen Bundeswehreinsatz im Süden Afghanistans ab. So sind 82 Prozent dagegen, dass sich die Bundeswehr an Kampfeinsätzen im Süden des Landes beteiligt, wie eine Umfrage von TNS Infratest im Auftrag des "Spiegel" ergab. Nur 17 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus.

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn kritisierte den militärischen Kampf der Amerikaner im Süden des Landes. "Die Amerikaner wollen die Taliban aus der Luft wegbomben. Da gibt es vielleicht fünf Taliban, am Ende sind 30 Zivilisten tot", sagte er. Mit einem solchen Vorgehen stärke man die Taliban. Sie müssten weiter bekämpft werden, "aber nicht unter alleiniger Kontrolle der Amerikaner, sondern nur durch Isaf unter Nato-Befehl", forderte er. Die Wahrscheinlichkeit, dass die internationale Staatengemeinschaft den Kampf gegen die Taliban verliere, liege bei "fünfzig zu fünfzig".

Kuhn forderte zugleich die Bundesregierung auf, mehr für den Aufbau einer Polizei in Afghanistan zu tun. Man müsse "Geld und Personal mindestens verdreifachen", verlangte er. Nur so könne der Aufbau einer "effektiven afghanischen Polizei" gelingen. (Von Helmut Stoltenberg, ddp)

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