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Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) und Generalleutnant Hans-Werner Fritz (l), Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr: Erstmals seit fast zwei Jahren ist wiederein deutscher Soldat in Afghanistan getötet worden.

© dpa

Update

Bundeswehr in Afghanistan: Deutscher Elite-Soldat getötet

Erstmals seit 2011 kam am Samstag ein deutscher Soldat in Afghanistan ums Leben. Wie Verteidigungsminister mitteilte, gehörte der Soldat der Eliteeinheit KSK an. Kanzlerin Merkel sprach den Angehörigen ihre Anteilnahme aus.

Erstmals seit fast zwei Jahren ist wieder ein deutscher Soldat in Afghanistan getötet worden. Der in Afghanistan gefallene Bundeswehrsoldat gehörte der Elitetruppe Kommando Spezialkräfte an. „Es ist der erste KSK-Soldat, der in Afghanistan gefallen ist“, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Sonntag in Berlin. Er zeigte sich erschüttert über den Tod des Soldaten. „Das ist eine schmerzliche, bittere Nachricht. Sie erschüttert uns alle“, sagte der Minister. Die Bundeswehr und ganz Deutschland trauerten um den gefallenen Soldaten. „Ich bin unendlich traurig“, sagte de Maizière. Auch Kanzlerin Angela Merkel nahm die Nachricht „mit Trauer und Betroffenheit“ auf. „Ihre tiefe Anteilnahme gilt den Angehörigen“, teilte das Bundespresseamt am Sonntagnachmittag mit.

Dem verletzten Soldaten wünsche die Bundeskanzlerin eine vollständige und rasche Genesung. Den deutschen Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten sei für ihren schweren und oft gefährlichen Einsatz in Afghanistan zu danken. „Sie tragen damit erfolgreich zu unserer Sicherheit und zu einem stabileren Afghanistan bei“, heißt es weiter in der Mitteilung.

Auch die Gedanken von Bundespräsident Joachim Gauck seien bei der Familie und den Kameraden des Toten, sagte Gaucks Sprecherin am Sonntag in Berlin. Nach Ansicht des Bundespräsidenten zeigt der Angriff, dass der Einsatz in Afghanistan nach wie vor sehr gefährlich sei. Gauck hatte sich im Dezember bei einem Besuch der deutschen Soldaten selbst ein Bild von der Lage in Afghanistan gemacht.

Deutsche Spezialkräfte waren am Samstag bei der Unterstützung einer Operation der afghanischen Armee in der nordafghanischen Provinz Baghlan unter Beschuss geraten. Ein deutscher Soldat wurde dabei getötet, ein zweiter verletzt. Über die Aktivitäten des KSK in Afghanistan ist nur wenig bekannt. Die Operationen der Kommandosoldaten werden geheim gehalten.

De Maizière dementierte eine Meldung der Taliban, nach der in der Provinz Kundus deutsche Soldaten bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden sein sollen. Nach Angaben des Ministers ist der in Baghlan verletzte Soldat außer Lebensgefahr.

Bei dem Gefecht seinen auch mehrere Aufständische getötet worden. Zu Opfern unter den afghanischen Soldaten lagen noch keine genauen Informationen vor.

Der Afghanistan-Einsatz kostete bislang 53 Bundeswehr-Soldaten das Leben. 35 davon starben bei Angriffen und Anschlägen. Zuletzt war am 2. Juni 2011 ein Bundeswehr-Soldat bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben gekommen.

Erst am Donnerstag waren deutsche Soldaten in Afghanistan erstmals seit mehr als einem halben Jahr wieder Ziel eines Bombenanschlags geworden. Verletzt wurde aber niemand.

Mit einer Schweigeminute hat der FDP-Parteitag am Sonntag in Nürnberg des getöteten deutschen Soldaten in Afghanistan gedacht. Auf Bitte von Parteichef Philipp Rösler erhoben sich die Delegierten. Der Vizekanzler sagte: „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und bei der Familie, bei den Freunden und bei seinen Kameraden.“

Der Angriff werde an der Strategie der Bundeswehr in Afghanistan nichts ändern, betonte de Maizière. „Der Weg bleibt richtig“, sagte er. Das gelte auch für die geplante Truppenpräsenz nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014. „Wir lassen das afghanische Volk nicht im Stich“, betonte der Minister.

Außerdem kamen am Samstag bei zwei verschiedenen Angriffen sieben US-Soldaten im Süden und Westen des Landes ums Leben. Fünf Soldaten seien bei einem Bombenanschlag in der südlichen Provinz Kandahar ums Leben gekommen, teilte die Nato mit. Bei einem Angriff in der westlichen Provinz Farah, zu der sich die radikal-islamischen Taliban bekannten, wurden zwei weitere amerikanische Soldaten getötet. Für die internationalen Einsatzkräfte in Afghanistan geht damit eine Woche mit vergleichsweise vielen Todesopfern zu Ende. Die Angriffe zeigen, wie gefährlich die Lage vor Ort immer noch ist.

Die Taliban hatten vor wenigen Tagen den Beginn ihrer Frühjahrsoffensive verkündet. Ziele sollten vor allem ausländische Militärstützpunkte und Diplomatenviertel sein.

Die Angriffe auf die Bundeswehr in Afghanistan hatten zuletzt kontinuierlich abgenommen. Die Bundeswehr ist seit einiger Zeit dabei, Truppen und Material vom Hindukusch abzuziehen und Feldlager zu schließen. Bis Ende 2014 will die Nato den Kampfeinsatz in Afghanistan beenden. Danach soll sich der Einsatz ausländischer Truppen auf Ausbildung und Beratung der afghanischen Polizei und Armee beschränken. Die Bundesregierung will dazu ab 2015 zunächst zwei Jahre lang 600 bis 800 Bundeswehr-Soldaten entsenden. Derzeit sind noch rund 4350 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan im Einsatz. (AFP, Reuters, dpa)

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