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Bundeswehr: Kämpfen heißt der Auftrag

Die Bundeswehr solll die Führung der schnellen Eingreiftruppe in Nordafghanistan übernehmen. Damit soll das Isaf-Kommado der Nato unterstützt werden. Dabei sind auch "offensive Operationen" geplant - nur spricht keiner darüber.

Von offizieller Seite ist der Auftrag zwar bisher nicht bestätigt, noch müssen Einzelheiten geklärt werden. Doch im Prinzip ist die Sache klar: Die Bundeswehr wird voraussichtlich diesen Sommer eine bis zu 250 Soldaten umfassende Kampfeinheit nach Afghanistan schicken, in die Nordregion des Landes. Die schnelle Eingreiftruppe Quick Reaction Force (QRF) soll die deutschen Soldaten der internationalen Nato-geführten Schutztruppe Isaf bei ihrem Einsatz am Hindukusch unterstützen. „Es ist sicher, dass wir diese Aufgabe übernehmen werden“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz, dem Tagesspiegel. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, wollte am Donnerstag dagegen nicht bestätigen, dass es entsprechende Pläne bei den deutschen Streitkräften gibt. „Es gibt noch keine Entscheidung, der Prozess läuft noch“, hieß es. Es gehe um 240 Soldaten, die verschiedene Fähigkeiten wie den Begleitschutz von Konvois oder Hilfe für befreundete Nationen und Personen stellen sollten. Wenn Deutschland die Aufgabe übernehme, werde dies im Rahmen des derzeitigen Mandats für den Afghanistaneinsatz geschehen.

Die Bundeswehr ist derzeit mit rund 3200 Soldaten an der Isaf-Mission beteiligt. Ihr Auftrag, im Land für Sicherheit zu sorgen, bezieht sich laut Mandat dabei auf den Norden Afghanistans, wo Deutschland Führungsnation ist. Dem deutschen Kommandeur der Isaf-Nordregion steht wie allen anderen vier Regionalkommandos eine schnelle Eingreiftruppe zur Verfügung, die innerhalb der Region jederzeit und in jeder Provinz zum Einsatz kommen kann. Derzeit wird die QRF der Nordregion von den Norwegern gestellt, die ihr Engagement allerdings Ende Juni beenden wollen. Die in Masar-i-Scharif stationierten Soldaten des Kampfverbandes sollen als Reserve immer dann eingreifen, wenn Einheiten in den Nordprovinzen des Landes militärisch unter Druck geraten. Beispielsweise könne eine QRF-Truppe als Unterstützung angefordert werden, wenn eines der sogenannten Provincial Reconstruction Teams (PRT), die in den Provinzen Afghanistans für den Wiederaufbau sorgen sollen, unter Beschuss gerät, heißt es aus Bundeswehrkreisen. „Die PRTs können ohne QRF nicht arbeiten“, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. „Man sollte das Thema nicht zu aufgeregt diskutieren.“ Zuvor hatte der Politiker im Zusammenhang mit einem möglicherweise bevorstehenden deutschen Beitrag bei der nordafghanischen QRF von einer „neuen Qualität“ des Einsatzes gesprochen.

„Wenn Deutschland die Aufgaben der Quick Reaction Force übernehmen würde, wäre dies nach den Tornados erneut eine Erweiterung des Aufgabenspektrums der Bundeswehr“, sagte FPD-Verteidigungspolitikerin Birgit Homburger. „Ich frage mich, warum das Bundesverteidigungsministerium solche Angst davor hat, klar zu sagen, dass es hierbei auch um offensive Operationen geht.“ „Wenn man so will, haben die Soldaten der Einheit einen Kampfauftrag“, sagt auch Oberst Gertz. Für diese Aufgabe müsste die Eingreiftruppe nicht nur speziell geschult werden, sondern auch anders ausgestattet sein als etwa Unterstützungskräfte. Nach seinen Angaben sehen die Pläne der Bundeswehr vor, für die Einhaltung der festgelegten personellen Mandatsobergrenzen von bis zu 3500 deutschen Soldaten eine derzeit in Kabul stationierte Einsatzkompanie aus der Hauptstadt abzuziehen. Nach Angaben eines Sprechers der operativen Kommandozentrale der norwegischen Streitkräfte in Stavanger sind schnelle Eingreiftruppen der Nato in der Regel mit Fahrzeugen mit schwerer und leichter Bewaffnung wie Maschinengewehren, Raketenwerfern und Mörsergranaten ausgestattet. Zudem verfügten sie häufig über eigene Sanitäts- und Logistikeinheiten.

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