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Politik: Bundeswehrhilfe „überhastet und unkoordiniert“?

Deutsches Rotes Kreuz kritisiert Vorgehen in Indonesien / Einsatzkommando weist Vorwürfe zurück

Berlin - Hochmotiviert, aber in vielen Fällen sogar schädlich. Diese vernichtende Bilanz der internationalen Hilfsaktionen zieht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fünf Wochen nach der Flutkatastrophe in Südasien. Viele sicher gut gemeinte Einsätze in den Bebengebieten, konstatierte am Montag der aus Indonesien zurückgekehrte DRK-Teamleiter Richard Munz, „schaden mehr, als sie nützen, weil sie die dort vorhandenen Ressourcen zerstören, statt beim Aufbau zu helfen“. Auch der Einsatz der Bundeswehr in Indonesien schneidet beim DRK nicht gut ab. „Die Aktion war überhastet, scheinbar nicht auf Grundlage einer Erkundung vor Ort geplant, nur bedingt mit anderen Ländern koordiniert und wenig sinnvoll“, sagte der Chef des DRK-Lagezentrums, Achim Müller.

Das mobile Lazarett der Bundeswehr in Banda Aceh konkurriere mit 16 anderen Lazaretten und sei nicht einmal zur Hälfte ausgelastet. Das nach Sumatra entsandte Versorgungsschiff „Berlin“ könne wegen der zerstörten Hafenanlagen in Banda Aceh nicht direkt anlegen. Zudem warte das DRK noch immer auf Teile der Hilfsgüter, die die „Berlin“ am 8. Januar für das DRK für den Transport nach Sumatra aufgenommen hat. Diese (Decken, Kerosinlampen und Bambusmatten) könnten mit den kleinen Hubschraubern der „Berlin“ nicht entladen werden, sondern müssten erst nach und nach mit fremder Hilfe an Land gebracht werden. Inzwischen aber, sagt Müller, habe sich die Bundeswehr „an die konkreten Bedingungen vor Ort angepasst“ und helfe beim Aufbau des Central Hospital.

Die Bundeswehr weist die Vorwürfe scharf zurück. Hilfsmittel lagerten zum Teil noch auf der „Berlin“, weil das DRK sie nicht abgerufen habe, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Zudem habe man die Hilfe, die gut mit den Behörden vor Ort koordiniert sei, auf Banda Aceh konzentriert, da andere Regionen nicht per Flugplatz erreichbar sind. „Deshalb bringen wir die Patienten nach Banda Aceh“. Das Lazarett sei auf dem Gelände des Krankenhauses errichtet worden, und von Anfang an sei es das Ziel gewesen, dieses wieder aufzubauen. Insgesamt seien im Lazarett bisher 840 Patienten ambulant, 91 stationär behandelt worden. Es gab 53 Operationen und über 1100 Impfungen. Auf der „Berlin“ waren es 130 ambulante und 76 stationäre Patienten, 14 Operationen und 80 Impfungen. In Auslastung könne man das zwar nicht umrechnen, „wir haben aber keinerlei Anlass über die Auslastung zu klagen“. Der Einsatz indes sei „zwingend notwendig“, und man bleibe so lange, wie Indonesien das wünsche.

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