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Bundeswirtschaftsminister: Die Krise des Managers

Der junge Wirtschaftsminister ist derzeit fast allgegenwärtig. Die Konkurrenz ist nicht begeistert.

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Berlin -Die Gewerkschaften sind nicht gut auf die Performance des Bundeswirtschaftsministers im Fall Opel zu sprechen. Karl-Theodor zu Guttenberg hält man für „ein politisches Leichtgewicht“, das „eine ideologische Lücke in der Union zu schließen versucht und als ordnungspolitischer Wachhund agiert“, wie es in der DGB-Zentrale heißt.

Bei den Arbeitgebern sieht man das deutlich anders: „Ich bin von der Fachkompetenz des Bundeswirtschaftsministers sehr beeindruckt“, sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt dem Tagesspiegel und lobte, „mit welcher Sachkenntnis und Resonanz Herr zu Guttenberg dieses wichtige Amt ausübt und wie schnell er sich in der Wirtschaft und in der Öffentlichkeit Respekt und Reputation erarbeitet hat“. Ins gleiche Horn stößt Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. „Zu Guttenberg hat bis jetzt als präsenter und kompetenter Krisenmanager agiert und deutliche Akzente gegeben“, sagte Kannegiesser. Und dabei zeige der Minister „viel Verständnis und Kompetenz für die Belange der Metall- und Elektroindustrie“.

Zu dieser wichtigsten deutschen Industriebranche gehört auch Opel, und Guttenbergs Aussagen über eine mögliche Insolvenz des Autoherstellers hatte am Wochenende Bundesaußenminister und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf die Palme gebracht. Dabei stellt sich für die SPD auch die grundsätzliche Frage: Ist der vor gut 100 Tagen gestartete Wirtschaftsminister wirklich ein so zupackender und charismatischer Politiker? Oder jemand, der mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit am Ende womöglich die Rettung von Opel vergeigen könnte?

„Mir ist das Krisenmanagement des Wirtschaftsministers in Sachen Opel ein immer größer werdendes Rätsel“, hatte sich der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber am Wochenende ziemlich ratlos geäußert. Und verärgert, denn „mit seinen leichtfertigen Äußerungen über eine Insolvenz fügt er der Marke und dem Unternehmen schweren Schaden zu“. Bei der IG Metall hat sich der Eindruck verfestigt, „dass Guttenberg an die Grenze dessen kommt, was Kompetenz und Erfahrung hergeben“, wie es in der Gewerkschaftszentrale heißt. Bei Opel seien unter anderem vier Ministerpräsidenten involviert, allesamt ziemliche Schwergewichte, denen Guttenberg das Wasser nicht reichen könne.

Guttenberg hatte eine mögliche Insolvenz unter anderem deswegen ins Gespräch gebracht, weil seiner Ansicht nach die Konzepte der Opel- Investoren noch keine Milliardenbürgschaften rechtfertigen. Eine Sicht der Dinge, die bei Fachleuten der Union und auch der SPD – hinter vorgehaltener Hand – bestätigt wird. Die Kanzlerin betonte am Montag, nur wer die Insolvenz als Drohkulisse aufrechterhalte, sichere die Verhandlungspositionen der Bundesregierung.

Die SPD-Führung und allen voran ihr Spitzenkandidat Steinmeier glauben in Guttenbergs Äußerungen dennoch eine Schwäche des CSU-Ministers entlarven zu können: Er sei geschwätzig. Nach der Sitzung des SPD-Präsidiums schimpfte Generalsekretär Hubertus Heil: Wo tausende Opelaner um ihren Jobs bangten, da „schwadroniere“ man nicht herum.

Der Neue im Wirtschaftsressort ist in den ersten 100 Tagen auch im Unions- Lager nicht nur positiv aufgefallen. Zwar nahm man dankbar zur Kenntnis, dass Guttenberg dem Eindruck etwas entgegengesetzt hat, dass die Krisenbekämpfung nur das Gesicht von SPD-Finanzminister Peer Steinbrück trägt. Auch seine Ausstrahlung findet Beifall. Allerdings ließ sich der junge Minister strahlend vor der nächtlichen Skyline von Manhattan ablichten und äußert sich beinahe täglich in Interviews und auf Kongressen. Wahlkampfstrategen sind nun in Sorge, Guttenberg könnte den Ruf bekommen, er schwatze viel und arbeite wenig.

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