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In Burkas gekleidete Frauen in Afghanistan.

© dpa/Jalil Rezayee

Update

Burka-Verbot: Wie sich CDU und SPD zur Vollverschleierung positionieren

Bundesinnenminister de Maizière hat sich deutlich gegen ein Burka-Verbot ausgesprochen - einige CDU-Kollegen widersprechen jedoch beharrlich. Nun treffen sich die Unions-Minister zu einer Konferenz.

Die Forderung einiger CDU-Innenminister nach einem generellen Burka-Verbot findet schon in den eigenen Reihen keine Mehrheit - im Gespräch ist nun aber eine Regelung für Teilbereiche. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte im RBB-Fernsehen: „Zu unserer Gesellschaft gehört, dass man sein Gesicht zeigt. Trotzdem bin ich nicht für ein allgemeines Verbot der Vollverschleierung, weil es vermutlich vom Verfassungsgericht aufgehoben wird.“ Aber: „Da wo man Gesicht zeigen soll und muss, da darf es keine Vollverschleierung geben: bei den Meldeämtern, beim Standesamt, bei Demonstrationen.“

"Es passt nicht zu unserem Land, es gehört nicht zum Verständnis einer Frau in Deutschland", sagte de Maiziere während einer Pressekonferenz am Donnerstag zusammen mit Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). In Deutschland schaue man sich in die Augen. Wer für etwas demonstriere, oder gegen etwas, der solle sein Gesicht zeigen. "Es gibt ein klares Gebot, sein Gesicht zu zeigen." Das Autofahren in einer Vollverschleierung sei gefährlich, man könne Winkel nicht einsehen und Gefahren nicht erkennen. Menschen in Burka könnten zudem nicht im Auto geblitzt werden, wenn sie zu schnell gefahren sind. "Es ist klar, dass man im Straßenverkehr unverhüllt sitzt." Auch beim Amt und im gesamten öffentlichen Dienst sei das Tragen einer Vollverschleierung ausgeschlossen. Im Allgemeinen könne der Gesetzgeber keine Kleidungsvorschriften verfassen. Alles müsse mit dem Grundgesetz vereinbar seien.

Auch Strobl hält ein generelles Burka-Verbot nicht für umsetzbar. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er aber: „Beim Autofahren, vor Gericht und zu anderen Anlässen geht die Vollverschleierung aus nachvollziehbaren Gründen definitiv nicht. Das können wir auch regeln, und darüber sprechen wir unter den Innenministern der Union.“ In der SPD wird ein Burka-Verbot überwiegend abgelehnt. Für ein Verbot an bestimmten Orten zeigte sich Partei-Vize Ralf Stegner jedoch offen. Im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er: „Verbot nur in Sicherheitsbereichen und einzelnen Institutionen GGkonform (grundgesetzkonform - d. Red.)!“

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Andere Unionspolitiker, unter ihnen wahlkämpfende Innenminister, fahren eine härtere Linie. Mecklenburg-Vorpommerns Minister Lorenz Caffier (CDU) etwa sprach sich zuletzt mehrfach für ein Burka-Verbot aus. „Unterstützung für ein Verbot sehe ich in weiten Teilen der Bevölkerung und natürlich auch bei meinen Ministerkollegen“, sagte Caffier, der bei der Landtagswahl am 4. September als Spitzenkandidat antritt. Auch sein Berliner Kollege Frank Henkel - ebenfalls im Wahlkampf - macht Stimmung gegen die Burka. Beide stellen auch die doppelte Staatsbürgerschaft in Frage.

Die aus Afghanistan und Pakistan bekannte Burka dürfte in Deutschland kaum anzutreffen sein, der Niqab schon. Insofern sollte man erstmal die Begrifflichkeiten klären, bevor eher sinnlose Verbote ausgesprochen werden. 

schreibt NutzerIn rob1969

Maas will an Doppelpass festhalten

Die Innenminister von CDU und CSU wollten am Donnerstagabend in Berlin zusammenkommen und bis Freitag darüber beraten, wie Deutschland auf die jüngsten Anschläge reagieren sollte. In der Vorwoche war der Entwurf für eine „Berliner Erklärung“ bekanntgeworden. Dort steht unter anderem die Forderung nach einem Burka-Verbot und der Abschied vom Doppelpass. Letzterem erteilte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bereits eine deutliche Absage. „Die Union kann ihre Debatte über die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft beenden. Der Doppelpass bleibt“, sagte Maas der Deutschen Presse-Agentur. „Alles andere ist mit uns nicht zu machen.“

Dessen sind sich auch die Unionspolitiker bewusst. Wahlkampf kann man mit diesem Thema dennoch machen. „Eine Staatsangehörigkeit muss die Loyalität zu dem Staat umfassen, zu dem man gehören will“, sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer der Zeitung „Rheinische Post“ (online). Diese Überzeugung wolle man auch im Bundestagswahlkampf 2017 vertreten. Heftige Kritik kam aus den Reihen der Grünen: „Die CDU sollte einmal klären, ob sie nun AfD sein will oder Partei der bürgerlichen Mitte“, sagte die innenpolitische Fraktionssprecherin Irene Mihalic der dpa.

Ich frage mich, welche Chance zur Integration die Kinder von vollverschleierten Frauen haben, wenn klar ist, dass Mutter und vermutlich auch Vater nicht integriert sind? Gerade für die Töchter, aber auch als Signal an die Söhne, sollten wir ein Verschleierungsverbot durchsetzen.

schreibt NutzerIn m_m_s

Immer wieder würden Unionspolitiker mit rechtsstaatsvergessenen Parolen vorpreschen und dann kleinlaut zurückrudern. De Maizière hatte vor einer Woche ein Sicherheitspaket vorgelegt, um die Gefahr weiterer Terroranschläge in Deutschland einzudämmen. Geplant sind unter anderem Verschärfungen für straffällige Ausländer und sogenannte Gefährder. Sie sollen schneller inhaftiert und abgeschoben werden können. Forderungen, die doppelte Staatsbürgerschaft abzuschaffen, erteilte er eine Absage. (tsp, dpa)

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