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Bush: Freude nur hinter verschlossenen Türen

US-Präsident George Bush hat die Tötung des Top-Terroristen Abu Mussab al Sarkawi als "einen Sieg im weltweiten Krieg gegen den Terror" und einen "Schlag gegen Al Qaida" bezeichnet.

Washington - US-Präsident George W. Bush vermied jede Pose des Triumphs. Mit dem tödlichen Schlag gegen den Top-Terroristen Abu Mussab al Sarkawi habe «ein brutaler Mörder» seine gerechte Strafe erhalten, kommentierte Bush betont kühl und nüchtern im von der Morgensonne beschienenen Rosengarten des Weißen Hauses. Nur die ungewöhnliche Zeit von 7.30 Uhr Ortszeit verwies auf die Bedeutung des militärischen Erfolgs für den innenpolitisch schwer angeschlagenen Präsidenten.

Minuten zuvor war die wahre Gefühlslage des Republikaners und seiner engsten Berater durch die Fenster des «Oval Office» im Weißen Haus besser sichtbar gewesen. «Sie lachten und scherzten, es schien eine sehr gelöste Stimmung», berichtete der Reporter des US-Senders Fox-News. Bush-Sprecher Tony Snow hatte lediglich gesagt, der Präsident habe sich «gefreut», als er von Al Sarkawis Tod hörte.

Aber auch Bush weiß, dass bald wieder Meldungen über Kriegsverbrechen der Amerikaner wie in Haditha und der tägliche Terror im Irak die Schlagzeilen beherrschen wird. Niemand glaube an eine Ende der Gewalt im Irak, sagte auch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.

Die Aktion gegen Al Sarkawi wird nach Ansicht von Militärexperten «vor allem das Netzwerk ausländischer Terroristen im Irak schwer treffen», so Ex-Präsidentenberater Richard Falkenrath (Brookings-Institut) in einem CNN-Interview. Es sei sehr fraglich, ob Al Qaida wieder einen «so charismatischen und mutigen» Führer finden werde. Auch der renommierte Publizist Thomas Friedman sprach von der «demoralisierenden Wirkung» des Todes von Al Sarkawi. «Auch Iraker rücken von Verlierern ab», sagte er.

Allerdings geht auch das Pentagon nach den Worten von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld davon aus, dass der Terror im Irak weitergeht. Für die irakischen Aufständischen habe der Tod Al Sarkawis erst mal keine großen Folgen. Auch deshalb sprach niemand in Washington von einer Wende im Irak. «Das amerikanische Volk muss weiter Geduld haben», betonte Bush.

Er pries zwar den Erfolg der US-Streitkräfte - aber die erfolgreiche Jagd nach dem «meistgesuchten Terroristen» im Irak scheint selbst nach Darstellung der US-Militärs vor allem Ergebnis einer sehr altertümlichen Strategie: des Verrats. 25 Millionen Dollar (20 Millionen Euro) waren auf den Kopf Al Sarkawis ausgesetzt. Wie schon bei der Ergreifung von Saddam Hussein führte nach US-Darstellung auch ein Tipp eines Irakers zu dem Militärschlag.

Für Bush ist der Tod Al Sarkawis schon deshalb so wichtig, weil sich die Stimmung in den USA immer stärker gegen ihn zu wenden scheint. Dies zeigen Umfragen, die Kritik seiner Parteifreunde und auch die sehr kritischen US-Medien. In der «New York Times» schimpfte Kolumnist Bob Herbert am Donnerstag über die «arroganten Amateure im Weißen Haus», die für das Desaster im Irak, den anhaltenden Blutzoll und die Kosten in Höhe von zig Milliarden verantwortlich seien. Fast jeden Tag steht Bush wegen des Irak-Abenteuers am öffentlichen Pranger - der Tod Al Sarkawis ist ein seltener Beleg, dass der oft verhöhnte Optimismus im Weißen Haus möglicherweise doch berechtigt ist. (Von Laszlo Trankovits, dpa)

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