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Politik: Camp David: Angriffe von Palästinensern befürchtet - Tel Aviv bildet Zivilisten aus und will Kampfhubschrauber und Panzer einsetzen

Die israelische Armee bereitet sich nach dem Scheitern des Nahost-Gipfeltreffens von Camp David auf mögliche blutige Zusammenstöße mit palästinensischen Demonstranten im Westjordanland und dem Gazastreifen vor. Die Armeeführung hat bereits damit begonnen, jüdische Siedler in den besetzten Gebieten zu bewaffnen und an diesen Waffen auszubilden.

Die israelische Armee bereitet sich nach dem Scheitern des Nahost-Gipfeltreffens von Camp David auf mögliche blutige Zusammenstöße mit palästinensischen Demonstranten im Westjordanland und dem Gazastreifen vor. Die Armeeführung hat bereits damit begonnen, jüdische Siedler in den besetzten Gebieten zu bewaffnen und an diesen Waffen auszubilden. Sie sollen sich gegen mögliche Angriffe verteidigen können, falls es nach dem Fehlschlag von Camp David und vor der erwarteten Proklamation des Palästinenserstaates Mitte September zu Ausschreitungen kommt.

Schon unmittelbar nach den blutigen Unruhen im Westjordanland Mitte Mai begann die Armee mit der "Aufrüstung" ihrer Truppen für eine mögliche neue Intifada (der Palästinenseraufstand zwischen 1987 bis 1994, der fast 2000 Palästinenser das Leben kostete). Spezialeinheiten wurden aufgestellt und auf den Einsatz bei Unruhen vorbereitet. Die Armeeführung hat außerdem damit begonnen, eingemottete Waffensysteme, die sie während der Intifada gegen Steine und Molotowcocktails werfende Demonstranten eingesetzt hatte, wieder zu aktivieren. Auf Berichte, wonach die Palästinenser mit Waffengewalt gegen die ihrer Ansicht nach illegalen jüdischen Siedlungen vorgehen könnten, drohte Armeechef Schaul Mofaz sogar mit dem Einsatz von Kampfhubschraubern und Panzern. Bei Unruhen Mitte Mai hatten palästinensische Demonstranten und palästinensische Polizisten erstmals mit scharfer Munition auf israelische Soldaten schossen und mehrere verletzten. Die Israelis wiederum feuerten gezielt zurück und töteten dabei acht Palästinenser. Wöchentlich veröffentlicht die Presse seither Horrorszenarien der Geheimdienste, wonach Zehntausende palästinensische Polizisten insgeheim bereits zu paramilitärischen Einheiten "umgebaut" würden.

Palästinensische Politiker reagierten auf die israelischen Ankündigungen auf ihre Art. Palästinenser-Präsident Arafat warnte bei einer Veranstaltung von Fatah-Kämpfern, mehrere tausend Palästinenser könnten als "Märtyrer" sterben, falls die Israelis mit Gewalt gegen die Palästinenser vorgehen sollten. Arafats Jerusalem-Beauftragter Faisal Husseini hatte die Bevölkerung aufrufen, die Straßen Ost-Jerusalems zu blockieren, falls Israel mit der Macht seiner Armee eine einseitige Unabhängigkeitserklärung Arafats verhindern wolle. Doch die eskalierende Propaganda hat die palästinensische Bevölkerung bisher kalt gelassen. "Berichte, wonach die Bevölkerung Lebensmittel hortet, um sich auf einen Konflikt vorzubereiten, sind völliger Unsinn," meint der Journalist Abu-Ramadan.

Christian Fürst

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