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Ein bewaffneter israelischer Polizist am Grenzübergang zwischen Jerusalem und Ramallah im Westjordanland. Die Tempelberg-Krise hat die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern eskalieren lassen.

© Nasser Shiyoukhi/AP/dpa

Casdorffs Agenda: Israels Dominanzanspruch durch Überwachungskameras

Der Nahe Osten ist in Aufruhr. Einmal mehr geht es um den Tempelberg. Israel will bestimmen, was an dieser Stelle geschieht. Doch das ist vielleicht der falsche Weg. Ein Kommentar.

Tödliche Schüsse palästinensischer Angreifer auf israelische Soldaten vor zehn Tagen – und seither ist der Nahe Osten in Aufruhr. Einmal mehr geht es um den Jerusalemer Tempelberg, der Muslimen wie Juden heilig ist. Fünf Israelis sind gestorben, fünf Palästinenser, hunderte Menschen wurden verletzt.

Die gegenseitigen Reaktionen sind scharf; als könnte weitere Schärfe politische Verletzungen heilen! Metalldetektoren und Überwachungskameras, die Israel anbringt, sind da auch ein sichtbar gemachter Dominanzanspruch: Seht her, wir bestimmen, was an dieser Stätte geschieht. Dass hier eine „rote Linie“ ist, wie der Generalsekretär der Arabischen Liga sagt; dass Israel die muslimische Welt provoziert – das weiß die israelische Regierung aber selbst.

Sicherheitsexperten, wohlgemerkt israelische, haben Premier Benjamin Netanjahu eindringlich gewarnt: Detektoren sind überflüssig, sie eskalieren die Lage nur. Und richtig, Deeskalation wäre nötiger denn je. Denn wird diese Spirale der Gewalt nicht schnell gestoppt, rast die nächste Intifada auf den Nahen Osten zu. Da wünscht man sich doch inständig, dass wir Menschen endlich klüger und friedfertiger werden. Wenn es einen Gott gibt, dann ist er einer des Dialogs.

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