zum Hauptinhalt
Castor Demo

© ddp

Castor-Transport: Atommüllzug rollt auf Deutschland zu

Begleitet von Protesten rollt erstmals seit zwei Jahren wieder ein Atommülltransport von Frankreich ins Wendland. Am Zielort Gorleben wollen Tausende Atomkraftgegner demonstrieren.

Nach zwei Jahren ist erstmals wieder ein Atommülltransport von Frankreich aus in das deutsche Zwischenlager Gorleben gestartet. Ein Zug mit elf Containern verließ am Freitagnachmittag den Verladebahnhof Valognes am Ärmelkanal. Der zehnte Transport von der Wiederaufbereitungsanlage La Hague nach Gorleben wird voraussichtlich am Samstagnachmittag bei Lauterbourg und Wörth die Grenze überqueren. In Deutschland werden rund 16.000 Polizisten den Transport schützen. Im Wendland, wo der Konvoi am Sonntag eintreffen soll, gab es am Freitag erste Proteste.

Atomkraftgegner in Frankreich haben für die Nacht und für Samstag an mehreren Orten friedliche Proteste entlang der Transportstrecke angekündigt. Der Konvoi startete am Freitag anderthalb Stunden früher als von der Anti-Atom-Organisation Sortir du nucléaire vermutet, von der die französischen Proteste koordiniert werden. Die französische Polizei schloss auch gewaltsame Aktionen von vereinzelten Atomkraftgegnern nicht aus.

Atommüll mit höherer Strahlung

Transportiert werden dieses Mal 123 Tonnen mit Glasgranulat verschmolzener Atommüll, der ursprünglich aus deutschen Kernkraftwerken stammt. Das Gewicht des eigentlichen Atommülls liegt laut dem La-Hague-Betreiber Areva bei 17 Tonnen. Wegen höherer Strahlung des Mülls werden dieses Mal keine deutschen Castor-Behälter eingesetzt, sondern französische Container vom Typ TN 85. Zuletzt war 2006 ein Transport von La Hague nach Gorleben gegangen; im vergangenen Jahr musste er wegen des G-8-Gipfels in Deutschland ausfallen, der gleichfalls einen Großeinsatz der Polizei nötig machte.

Im niedersächsischen Lüchow begannen am Freitag mit der traditionellen Demonstration von mehreren hundert Schülern die Proteste gegen den Transport. Nach Auskunft der Polizei verlief die Veranstaltung ruhig. Sie erwartet für das Wochenende weitgehend friedliche Demonstrationen. Anwohner und Umweltschützer im Wendland fürchten, dass die Zwischenlagerung des Atommülls eine Vorentscheidung für die Nutzung des Gorlebener Salzstocks als Endlager bedeuten könnte. Dort ruhen die Erkundungsarbeiten seit dem Jahr 2000.

Politiker unter den Demonstranten

Die niedersächsische Vertretung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte die Ankündigung von niedersächsischen Landtagsabgeordneten der Linken, sie wollten sich "auch selbst auf der Straße quer stellen". Es sei "verantwortungslos, wenn Landtagsabgeordnete das Feuer gegen die Polizei schüren", erklärte GdP-Landeschef Bernhard Witthaut in Hannover.

Auch Grünen-Politiker aus Berlin und Hannover wollen an den Gegenkundgebungen teilnehmen. Die Unionspolitikerin Katherina Reiche warf den Grünen vor, sie versuchten mit ihren Aufrufen zum Protest "den Ausstieg aus der politischen Verantwortung". Schließlich habe die Partei mit dem Atomausstieg mit die Grundlagen für die Transporte gelegt, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace setzte unterdessen ihre Proteste gegen die Lagerung von Atommüll in Salzstöcken fort. Aktivisten entrollten auf dem Förderturm des Atommülllagers Asse ein 25 Quadratmeter großes Banner mit der Aufschrift "Asse-Gorleben, es gibt keine sicheren Endlager!" Die Umweltschützer forderten die Bundesregierung auf, eine Entscheidung "gegen die Einlagerung von Atommüll in Salz" zu treffen und den Standort Gorleben aufzugeben. (sgo/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false