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Das Kernkraftwerk Isar II nahe Essenbach bei Landshut. In dem Zwischenlager auf dem Gelände des Atomkraftwerks sollen sieben Castor-Behälter aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield abgestellt werden.

© dpa

Castor-Transporte: Bayern nimmt nun auch seinen Atommüll zurück

Der lange währende Streit zwischen dem Bundesumweltministerium und CSU-Chef Horst Seehofer wurde beigelegt: Sieben von 26 Castoren sollen im Freistaat gelagert werden.

Bayern gibt seinen Widerstand gegen die Rücknahme von Atommüll aus dem Ausland auf. Am vergangenen Freitag haben, wie erst jetzt bekannt wurde, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine Erklärung unterzeichnet. Darin verpflichtet sich Bayern, von den 26 Castor-Behältern mit Müll aus der Wiederaufarbeitung, die Deutschland zurücknehmen muss, sieben im Zwischenlager Isar unterzubringen. Der Einigung war ein jahrelanger Streit vorausgegangen.

Ende 2013 zeichnete sich nach dem Atomkonsens zum Ausstieg aus der Technologie bis 2022 auch ein Atommüll- Kompromiss ab. Das Standortauswahlgesetz 2014 und ein Neustart der Suche nach einem atomaren Endlager waren das Ergebnis der Debatte. Teil des Kompromisses war die Entscheidung, die 26 noch verbliebenen Castor-Behälter mit Atommüll aus dem Ausland nicht mehr im zentralen Zwischenlager in Gorleben einzulagern. Baden-Württemberg (grün-rot regiert) und Schleswig-Holstein (rot-grün) signalisierten früh die Bereitschaft, die fünf Castoren aus La Hague und die 21 Castoren aus Sellafield in Zwischenlagern bei den Atomkraftwerken einzulagern – aber nicht alle.

Seehofer gab sich lange beleidigt

Nach der Wahl und der Bildung einer schwarz-grünen Koalition signalisierte auch Hessen Kompromissbereitschaft. Ein vierter Standort wurde trotz intensiver Verhandlungen über das Jahr 2014 hinweg nicht gefunden. Daraufhin beschloss Barbara Hendricks, die Castoren im ganzen Land zu verteilen. Im Juni einigte sie sich mit den Betreibern der Atomkraftwerke darauf, die Castoren aus La Hague in Philippsburg unterzubringen. Jeweils sechs Castoren aus Sellafield sollten in Biblis und in Brokdorf eingelagert werden, weitere neun im Zwischenlager Isar.

Seehofer lehnte das strikt ab und behauptete, mit ihm sei nicht geredet worden. Hendricks verhandelte monatelang weiter. Auf die Frage, was Seehofer für seine von Hendricks nun gelobte „konstruktive Haltung“ bekommen habe, gibt es im Umweltministerium keine Antwort. Er hat Hendricks jedenfalls um zwei Castoren heruntergehandelt. Und es findet sich ein Hinweis, dass sich Hendricks dafür einsetzen will, dass Bayern nicht auf dem radioaktiven Müll aus dem Forschungsreaktor München II sitzenbleibt, sondern diesen ins zentrale Zwischenlager in Ahaus in Nordrhein-Westfalen bringen darf.

Vor 2005 haben die Akw-Betreiber nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz 5379 Tonnen abgebrannter Brennelemente in die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in Frankreich transportiert. Weitere 851 Tonnen sind in die Anlage in Sellafield in Großbritannien gebracht worden. 108 Castor-Behälter mit verglasten Abfällen aus der Wiederaufarbeitung lagern im zentralen Zwischenlager in Gorleben; zudem lagern dort fünf Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelementen.

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