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Castortransport: Atommüll mobilisiert

Im Schnitt sollen die deutschen Atomkraftwerke 12 Jahre länger Strom produzieren. Der Atommüllberg wird in dieser Zeit um weitere rund 8000 Tonnen wachsen.

Und genau deshalb erwartet die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg am 6. November mindestens 30 000 Menschen zur Demonstration gegen den geplanten Castortransport im niedersächsischen Wendland. Seit Mittwoch werden die Transportbehälter aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in Frankreich zum Verladebahnhof befördert, am übernächsten Wochenende wird der Transport im Zwischenlager Gorleben erwartet. Im benachbarten Salzstock sollen demnächst die Erkundungsarbeiten für ein atomares Endlager wiederaufgenommen werden, was die Menschen vor Ort ziemlich erbittert.

Unruhe herrscht aber nicht nur in Gorleben, sondern auch in der Nähe des abgesoffenen Endlagers Asse. Am Mittwochabend haben sich 200 Anwohner in Braunschweig versammelt. Die Menschen im Saal sind unruhig. Warum geht es nicht schneller mit der Planung? Wann fängt die Rückholung des Atommülls endlich an? Wird das Bergen der Abfälle womöglich mit politischer Absicht verzögert und letztendlich verhindert? Diesen Verdacht, sagt Sigmar Gabriel, den Verdacht also, dass politischer Druck aus Berlin die Rückholung der Atommüllfässer aus der Asse zum Scheitern bringen könnte, „den kann man haben“. Der SPD-Chef hatte nach Schöppenstedt zur Informationsveranstaltung über die Asse-Sanierung geladen.

Zu Beginn hat Wolfram König, Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), erläutert, dass unter Tage die Probephase für die Bergung angelaufen ist. In wenigen Monaten sollen die erste Einlagerungskammer angebohrt, der Zustand der radioaktiven Abfälle überprüft und erste Gebinde herausgeholt werden. Drei Jahre dauert diese Phase. Noch mehr Zeit wird für die Planung, Genehmigung und Errichtung eines oberirdischen Zwischenlagers und einer Konditionierungsanlage benötigt. Neun Jahre sollen alleine Planung und Bau eines zweiten Schachtes dauern, durch den der Atommüll später nach oben geschafft werden soll.

Die Atomkraftgegner aber drücken aufs Tempo. Heike Wiegel von der Bürgerinitiative „Aufpassen“ fordert einen „Gesamtplan“. Einem Gutachten zufolge ist die Standsicherheit des Bergwerks nur noch für zehn Jahre garantiert. Daran müssten sich alle Planungen orientieren. 2020 müsse das letzte Fass nach oben geholt werden. „In Chile“, sagt Wiegel, „konnte man auch in wenigen Monaten einen Schacht auffahren.“

Im Saal herrscht Misstrauen, ob das Bundesumweltministerium das Vorhaben überhaupt noch unterstützt. Ja, es „gab und gibt“ im Ministerium „einige“, die nach wie vor auf eine Flutung der Asse setzen, bestätigt Gabriel. Auch die Debatte um Gorleben werde für die Befürworter schwieriger, wenn zeitgleich der Müll in wohl schlimmem Zustand aus der Asse nach oben komme.

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