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Castortransport: Regt sich auch in Frankreich der Protest?

Auch in der führenden europäischen Atomnation, ist seit der Katastrophe von Fukushima das Zutrauen in die Kernkraft gesunken. Allerdings hat die Technologie immer noch noch viel Rückhalt in der Bevölkerung.

Die Abfahrtszeit steht in keinem Fahrplan. Aber die Organisation französischer Atomkraftgegner, die unter dem Namen „Valognes Stop Castor“ auftritt, hat sie publik gemacht: Am Mittwoch um 14.20 Uhr wird sich am abgeriegelten Bahnhof Valognes in der Normandie der 450 Meter lange Zug, bestehend aus elf Waggons für die Castoren und drei weiteren für die Sicherheitskräfte, Richtung Gorleben in Bewegung setzen. Da am Wochenende bereits neun der elf Castoren aus der Wiederaufbereitungsanlage im 36 Kilometer entfernten La Hague zur Verladung herantransportiert worden waren, war die Abfahrt kurzfristig um einen Tag vorverlegt worden. Die Planungen der Protestierer warf das nicht über den Haufen. Schon am Montag trafen die ersten Aktivisten in dem bei Valognes errichteten Camp ein. Die Organisatoren rechnen mit „mehreren Hundert“ Demonstranten, die Behörden haben ein „sehr großes Polizeiaufgebot“ mobilisiert. Treibende Kraft ist das „Reseau Sortir du Nucleaire“ (Netzwerk Atomausstieg). Es verurteilt den „Kommerz“ mit radioaktivem Material und kritisiert die Geheimhaltung der Transporte.

Die Ereignisse der letzten Tage hätten nur die Entschlossenheit verstärkt, „die Interessen der Nuklearindustrie direkt anzugreifen“, heißt es in einer Erklärung. Sie spielt auf die vergangene Woche geschlossene Wahlvereinbarung zwischen Frankreichs Grünen und Sozialisten an. Darin nehmen die Grünen für die Überlassung sicherer Wahlkreise ihre Forderung eines Atomausstiegs weitgehend zurück. Gegen den Transport protestieren die Grünen zwar ebenso wie die französische Greenpeace-Sektion, sie lehnen es jedoch ab, den Zug zu blockieren. 2004 hatte der Versuch einer Castor-Blockade in Lothringen ein Todesopfer gefordert.

In Frankreich kommen 75 Prozent des Stroms aus Akw. Obwohl die Atomenergie breiten Rückhalt in der Bevölkerung genießt, ist nach der Fukushima-Katastrophe die Zahl der Gegner deutlich gewachsen. Der sozialistische Präsidentschaftskandidat Fancois Hollande will den Anteil von Atomstrom bis 2025 um 50 Prozent reduzieren. Präsident Nicolas Sarkozy sieht darin eine Gefahr für die Industrie. In der vergangenen Woche hatte das französische Strahlenschutz-Institut in einer Studie sofortige Nachrüstungen an allen Reaktoren gefordert, weil die Atomanlagen nicht hundertprozentig katastrophensicher seien.

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