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Politik: CDU: Der dritte Mann

Nein, sagt Angela Merkel dem Privatsender RTL, nein, es gebe keinen Machtkampf in der Union: "Es gibt den Versuch und das Ansinnen, im Jahr 2002 gestärkt und stark als gemeinsame Truppe in die Bundestagswahl zu ziehen." Der Satz klingt gequält.

Von Robert Birnbaum

Nein, sagt Angela Merkel dem Privatsender RTL, nein, es gebe keinen Machtkampf in der Union: "Es gibt den Versuch und das Ansinnen, im Jahr 2002 gestärkt und stark als gemeinsame Truppe in die Bundestagswahl zu ziehen." Der Satz klingt gequält. Er war denn auch nicht die spontane Reaktion der CDU-Chefin auf die jüngste Kanzlerkandidaten-Scheindebatte, sondern die durch Selbstdisziplin gebremste Version für die Öffentlichkeit. Bloß nicht diese Diskussion noch mehr anheizen, heißt die Devise.

Dass der Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz sich am Vortag nach längerer Pause wieder einmal selbst als Anwärter für den Posten ins Gespräch gebracht hat, hat in der Union Reaktionen zwischen Ärger und Kopfschütteln ausgelöst. Gerade erst hatten die beiden Berliner Spitzenleute der CDU dem Parteipräsidium geschworen, die nach der "Fahndungsplakat"-Panne offenbar gewordene Rivalität hintanzustellen. Die Darstellung der "Bild"-Zeitung, der Fraktionschef sei von eigenen Leuten gedrängt worden, sich als Alternative zur angeschlagenen Parteichefin ins Spiel zu bringen, stufen mehrere Mitglieder der Fraktionsführung als "Unsinn" ein. Dass Merkel in der Fraktion nicht nur Anhänger habe, sei ja richtig. Aber der ehrgeizige Merz habe keinen Anschub von außen gebraucht, sagt ein Führungsmitglied.

Merz selbst weist darauf hin, dass er am Donnerstag im gleichen Atemzug verkündet hatte, ihn interessiere diese Personalfrage im Moment überhaupt nicht. Dass er das gesagt hat, stimmt. Ob ihn die Frage wirklich nicht interessiert, bezweifeln Parteifreunde. Nachdem seit längerem nur noch Merkel und der CSU-Chef Edmund Stoiber als engere Kanzlerkandidaten-Anwärter genannt worden seien, habe Merz sich wohl in Erinnerung bringen wollen.

Für diese Version spricht, dass Merz jetzt auffällig oft und deutlich die Rolle der Fraktion als "Motor" der Union betont hat. Und dies ausgerechnet auf Feldern, die Merkel für sich reklamiert hatte: Der programmatischen Neudefinition der Sozialen Marktwirtschaft etwa oder dem Umgang mit den moralischen und praktischen Problemen der neuen Gentechnik.

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