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Politik: Chefvolkswirt Thomas Mayer über die Zinserhöhung und den Euro (Interview)

Thomas Mayer (46), ist seit 1991 Chefvolkswirt bei der Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt (Main). Davor arbeitete er für den Internationalen Währungsfonds in Washington.

Thomas Mayer (46), ist seit 1991 Chefvolkswirt bei der Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt (Main). Davor arbeitete er für den Internationalen Währungsfonds in Washington.

Herr Mayer, die EZB hat die Leitzinsen erhöht. Gab es eine Alternative?

Ja. Sie hätte auch alles beim Alten lassen können. Diesmal hätte die EZB noch die Wahl gehabt. Dann wäre aber nur noch die Ratssitzung vom 11. Mai infrage gekommen, um vor der entscheidenden Sitzung der US-amerikanischen Notenbank am 16. Mai die Euro-Zinsen zu erhöhen. In jedem Fall muss die EZB versuchen, durch höhere Zinsen im Euro-Raum der wachsenden Inflationsgefahr zu begegnen.

Hätte es auch jetzt schon mehr sein können?

Die EZB hat sich von ihrer Politik der großen Schritte im vergangenen Jahr verabschiedet. Jetzt bevorzugt sie kleinere Schritte. Das ist meiner Meinung nach auch die angemessenere Methode für die momentane Situation.

Ein Zickzackkurs ist aber doch kein Ausdruck von Verlässlichkeit...

Das geht in Ordnung. Warum sollte man nicht den Kurs wechseln, wenn es Sinn macht? Zurzeit geht es darum, für das robustere Wachstum mit höheren Preissteigerungsraten ein passendes Zinsniveau zu finden. Da ist eine Politik der kleinen Schritte nicht falsch.

Inwieweit spielt der Wechselkurs eine Rolle?

Nur indirekt. Im Rahmen ihrer geldpolitischen Strategie berücksichtigt die Notenbank auch den Wechselkurs. Denn ein schwacher Außenwert verteuert die Importe. Die Gefahr der so genannten importierten Inflation steigt. Nur insofern spielt der Wechselkurs für die Notenbank eine Rolle.

Das ist keine Kleinigkeit. Der Euro gibt weiter nach. Woran liegt das?

Der Wachstumstrend in den USA bleibt tonangebend. Im Euro-Raum sind wir nicht so stark. Unsere Strukturen sind nicht ausreichend flexibel. Die Deregulierung muss vorangebracht und die sozialen Sicherungssysteme wirklich reformiert werden.

Das heißt, Interventionen am Devisenmarkt würden auch nicht weiter helfen?

Interventionen würden zum gegenwärtigen Zeitpunkt verpuffen.

Müssen wir uns langsam ernsthafte Sorgen um den Euro machen?Es gibt keinen Grund, nervös zu werden. Aber wir müssen begreifen, dass wir noch nicht in der gleichen Wachstumsliga spielen wie die USA oder die Briten.

Hat die Schwäche des Euros mehr Vorteile oder mehr Nachteile?

Man darf die kurzfristigen Vorteile, die der schwache Euro der Exportindustrie verschafft, nicht überbewerten. Es gibt Studien, die belegen, dass eine schwache Währung auf Dauer die Wohlfahrt eines Landes schwächt. Das Interview führte Martina Ohm.

Herr Mayer[die EZB hat die Leitzinsen erhöht]

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