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Chile: 730 Festnahmen bei Schüler-Demo

Bei der größten Schülerdemonstration seit Jahrzehnten in Chile mit landesweit etwa 800.000 Teilnehmern sind 730 Menschen festgenommen worden. Die Schüler fordern eine Reform des Bildungssystems.

Santiago de Chile - Die Polizei in Santiago setzte Wasserwerfer und Tränengas ein und habe unverhältnismäßige Härte bei dem Einsatz in Santiago eingestanden, berichtete die Zeitung «El Mercurio» am Mittwoch. Die Schüler, denen sich auch Studenten und Eltern anschlossen, fordern eine Reform des unter Diktator Augusto Pinochet (1973-1990) stark veränderten Bildungssystems, verbilligte Fahrscheine für den öffentlichen Nahverkehr sowie eine Abschaffung der Prüfungsgebühren für die Aufnahme in eine Universität.

Mindestens 26 Menschen, darunter auch mehrere Journalisten, seien verletzt worden, hieß es. Gespräche zwischen der Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet und Vertretern der Schüler in der Nationalbibliothek mussten am Dienstag unterbrochen werden, weil Tränengas auch in die Konferenzräume eingedrungen war.

Die Proteste begannen bereits vor einem Monat und stellen die größte Herausforderung für die seit drei Monaten amtierende Regierung Bachelet dar. Ihr Sprecher Ricardo Lagos Weber berichtete von «Fortschritten» bei den Gesprächen mit den Schülern, nannte jedoch keine Einzelheiten.

Viele chilenische Familien müssen einen großen Teil ihres Einkommens für die Ausbildung ihrer Kinder aufwenden. Wer kann, versucht seine Kinder auf teure Privatschulen zu schicken, weil die öffentlichen Schulen oft miserabel ausgerüstet sind und einen schlechten Ruf haben. Schülervereinigungen monieren zudem, dass unter Pinochet Privatschulen das Recht eingeräumt wurde, Gewinne zu machen. Damit sei das Recht auf Bildung dem Profitstreben ausgeliefert worden. (tso/dpa)

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