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Politik: China an weiterem Transrapid interessiert

Ministerpräsident Zhu sieht sehr gute Zukunft für die deutsche Technik / Schröder lobt Beziehungen

Peking. Zwei Tage vor der Einweihung der ersten kommerziellen Transrapid-Strecke durch Bundeskanzler Gerhard Schröder in Schanghai hat Chinas Ministerpräsident Zhu Rongji den Bau weiterer Transrapid-Verbindungen in Aussicht gestellt. „Die Transrapid-Technik hat in China ein sehr gute Zukunft“, sagte Zhu nach einem Treffen mit Schröder am Sonntag in Peking. Um welche Projekte es genau gehe, werde er bei der Jungfernfahrt am Dienstag in Schanghai bekannt geben, versprach Zhu.

Die Einweihung der 31-Kilometer langen Transrapid-Verbindung zum Flughafen in Schanghai ist der Höhepunkt des dreitägigen Kanzlerbesuchs. Schröder wird neben Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Verkehrsminister Manfred Stolpe von einer ranghohen Wirtschaftsdelegation begleitet. Der Transrapid sei ein Symbol für die „sehr guten Beziehungen“ zwischen China und Deutschland, sagte Schröder. Die Magnetschnellbahn sei „eines der interessantesten Technologieprojekte, die es zwischen und in unseren Ländern gibt“. Der Bau des Schanghai-Transrapids in nur 22 Monaten sei dem „Fleiß und der Tüchtigkeit“ der chinesischen Ingenieure zu verdanken. Im Hinblick auf weitere Transrapid- Projekte stellte der Kanzler einen Technologietransfer in Aussicht. Deutschland werde China an der Technik teilhaben lassen, „in dem Rahmen, wie dies vertretbar ist“, sagte Schröder.

Dennoch rechnet Verkehrsminister Stolpe nicht mit einer schnellen Entscheidung über eine neue Transrapid-Strecke. Er erwarte allerdings, dass eine „Tendenz“ erkennbar werde. Stolpe unterstrich: „China ist für uns ein unbezahlbarer Werbefaktor“. Deutsche Unternehmen könnten „sogar die rund 1250 Kilometer lange Route Schanghai-Peking bauen“. Peking hatte stets erklärt, dass es die Schanghai-Strecke als einen Test für weitere Transrapid-Projekte sehe. Beobachter halten eine Verlängerung der Transrapid-Strecke in die Provinzhauptstadt Hangzhou am für wahrscheinlichsten. Im Gespräch sind auch eine Reihe anderer Verbindungen, darunter zwischen Peking und der Hafenstadt Tianjin sowie zwischen Hongkong und Kanton.

Allerdings gibt es in der chinesischen Regierung, etwa im Eisenbahn-Ministerium, auch Widerstand gegen die kaum erprobte Magnetschwebetechnik. So kündigte der chinesische Eisenbahnminister Fu Zhihua die Entwicklung eigener Hochgeschwindigkeitszüge an, die bereits im kommenden Jahr fertig sein sollen. Es seien zwei Zugtypen geplant mit Spitzengeschwindigkeiten von 200 und 270 Studenkilometern, ließ Fu am Sonntag wissen.

Siemens-Chef Heinrich von Pierer, dessen Unternehmen am Transrapid beteiligt ist und der ebenfalls zu Schröders Delegation gehört, äußerte sich zuversichtlich nach dem Gespräch mit Zhu. „Das ist auf jeden Fall mehr als bisher“, sagte er ohne genaue Angaben über neue Transrapid-Projekte zu machen. Er wies darauf hin, dass es noch mindestens ein Jahr dauern werde, bis die Transrapid-Strecke in Schanghai für den allgemeinen Publikumsverkehr geöffnet werde. So lange werden die Tests für die Signaltechnik noch dauern.

Auch Zhu Rongji, der im März sein Amt als Premierminister aufgeben wird, betonte das gute Verhältnis zwischen Deutschland und China. Die Beziehungen seien „in der besten Phase ihrer Geschichte“. Berlin sei politisch und wirtschaftlich der wichtigste Partner Chinas in Europa, sagte Zhu. Er hob vor allem die deutsche Unterstützung für Chinas Olympia-Bewerbung 2008 und für die Expo 2010 in Schanghai hervor. Auch Schröder lobt die Beziehungen zu China, sie „könnten nicht besser sein“.

In den politischen Gesprächen diskutierten beide Regierungschefs die Lage im Irak und in Nordkorea. China ist der engste Verbündete des Regimes in Nordkorea. Man sei sich einig, dass Nordkorea „seine nuklearen Verpflichtungen voll erfüllen“ müsse, sagte Schröder. Nordkoreas umstrittene Atompläne sowie die Irak-Krise werden auch die weiteren politischen Gespräche Schröders in China bestimmen. Am Montag trifft der Kanzler Staatschef Jiang Zemin, die Nummer Eins in Chinas Machthierarchie, sowie den neu ernannten Parteichef Hu Jintao. Außerdem wird Schröder eine Rede vor Studenten der Schanghaier Tongji-Universität halten und einen Ehrendoktortitel entgegen nehmen. Unmittelbar nach der Einweihung des Transrapids am Dienstag verlässt Schröder China, um dann in Deutschland Silvester zu feiern.

Harald Maass

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