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China: Protest für Tibet in Peking – mit deutschem Pass als Schutz

Zehn Sekunden lang kann sie ihr Banner in die Luft recken, dann sind die Polizisten zur Stelle. Zwei chinesische Zivilbeamte entreißen der jungen Frau ihre tibetische Flagge und verhaften sie. Nach stundenlangen Verhören schieben sie die 21-jährige P.-D. F. nach Deutschland ab. Dienstag Früh ist die Deutsch-Tibeterin in Berlin gelandet.

Als sie am Sonntag auf dem Platz des Himmlischen Friedens die in China verbotene Flagge Tibets entrollte, war sie sich sicher, dass ihr deutscher Pass sie vor schwerwiegenden Folgen schützen würde: „Ich konnte relativ gefahrlos das tun, wofür Tibeter weggesperrt und gefoltert werden: gegen Chinas Regierung protestieren.“ Deshalb ist sie nach Peking geflogen. Nach mehreren Amerikanern und Kanadiern ist die Studentin aus Karlsruhe seit Beginn der Olympischen Spiele der erste Demonstrant in Peking mit zumindest einem tibetischen Elternteil.

Ihre Meinung zu China ist eindeutig: „Das Land hat die Spiele gekidnappt, um der Welt seine Macht zu demonstrieren.“ China sei ein Polizeistaat, der die tibetische Minderheit brutal unterdrücke. Anderslautende chinesische Schilderungen oder Argumente hält sie für verlogen. Für sie ist klar: „Immer wieder werden meine Landsleute verschleppt, misshandelt oder sogar erschossen, wenn sie ihre Meinung sagen.“

F. dagegen wurde in chinesischem Gewahrsam nach eigener Aussage „ganz gut behandelt“. Die Beamten hätten sie geschubst und angeschrien, größere Blessuren habe sie aber nicht davon getragen. Die Ermittler hätten sich für Namen und Mail-Adressen anderer Aktivisten interessiert, mit denen F. in den Netzwerken „Studenten für ein freies Tibet“ und „Tibet-Initiative Deutschland“ verbunden ist: „Aber als sie nach einigen Stunden merkten, ich sage nichts, gaben sie genervt auf“. Auf das Verhör, hatte sie sich vorbereitet. „Ich war darauf gefasst, dass sie mich hart angehen, daher habe ich keine Angst verspürt“, sagt sie. Ihre Informationen hat sie von Bekannten aus den Netzwerken, die bereits in China verhaftet worden sind.

Wortlaut-Interview unter www.tagesspiegel.de/olympia2008

Stefan Beutelsbacher

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