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Politik: Christa Thoben wehrt sich gegen Mitleid nach ihrer Wahlniederlage

Sie saß in der ersten Reihe auf dem Podium, vor der Wahl, zwei Plätze entfernt von Eberhard Diepgen. Und beide schenkten einander kein Wort, keinen Blick.

Sie saß in der ersten Reihe auf dem Podium, vor der Wahl, zwei Plätze entfernt von Eberhard Diepgen. Und beide schenkten einander kein Wort, keinen Blick. Am Tag nach der Wahl sitzt Diepgen immer noch vorn, und sie hat im Saal in der letzten Reihe einen Platz. Augenfälliger könnte Christa Thobens Weg nicht sein.

Diepgen war nicht angetreten als Kandidat für das Präsidium, Thoben schon. Sie wollte es noch einmal wissen. Vorgeschlagen vom Landesverband Berlin, noch immer stellvertretende Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, trotzdem klappte es nicht: 35 Prozent, letzter Platz.

Zum Vorstand, dem größeren Gremium, trat Thoben nicht mehr an. "Nein", sagt sie am Tag danach, "das muss nicht mehr sein. Zehn Jahre war ich im Präsidium, wenn sie einen nicht mehr wählen, geht man nicht ins nächste Gremium." Das klingt nur kühl. Ihr Gesicht sagt anderes.

Erwin Marschewski, der Bundestagsabgeordnete aus dem Ruhrgebiet, bekannt als ehrliche Haut, steht vor dem Tisch und streckt ihr die Hand hin: "ich wollte mich bedanken für die gute Arbeit, die du für uns im Präsidium geleistet hast." Für die Partei in Nordrhein-Westfalen. Thoben reagiert betont sportlich, drückt die Hand kräftig. Und erwidert burschikos: "Für alle die, die mich hier mit Dackelblick anschauen, müsste es Hundesteuer geben."

35 Prozent, da hat der mitgliederstarke Verband Nordrhein-Westfalen anderen Kandidaten den Vorzug gegeben. Sie hatten ja auch nicht mehr mit Thoben gerechnet. "Mehr als zwei Plätze für NRW waren nicht drin", sagt sie selbst. Thoben hat es gewusst. Und die Berliner waren ein großer, schweigender, ablehnender Block. Auch das hat Thoben vorher gewusst. Weil sie als Senatorin ging, wechselt sie nun auch nicht mehr in die Berliner CDU. "Dass die sich dafür nicht bedanken, war klar." Aber viele andere kommen zu ihr. Sie nimmt es dankbar als Beleg: "Man hat ja nicht nur Mist gebaut."

Drei Wochen hat sie gekämpft, mit sich und mit Eberhard Diepgen, ob sie als Senatorin im Amt bleiben solle. Mehrmals haben sie sich getroffen. Ihre Entscheidung wegen der Finanzen, die sie so viel gekostet hat, hält sie noch heute für richtig. "Ich hätte dann im Abgeordnetenhaus einen Etat vertreten müssen, den ich nicht vertreten kann. Da muss man glaubwürdig bleiben."

Dass Klaus Landowsky ihr Verhalten mit dem von Oskar Lafontaine verglichen hat, der auch nach Monaten sein Amt als Finanzminister hinwarf, das ärgert sie nach wie vor sehr. Wie sehr, zeigt ihr Vergleich: "Wenn ich Oskar Lafontaine bin, dann ist Landows-ky Nina Ruge - Alles wird gut."

Was sie nun machen wird? Nichts mehr um jeden Preis. Zunächst einmal Wahlkampf in NRW, Thoben hat ja hier noch ein Amt. Und wohnt wieder in Bochum. Für die Bundespartei leitet sie weiter die Zukunftskommission "Starker Bürger, starker Staat". Dafür wird Christa Thoben öfter nach Berlin kommen. Die Stadt Eberhard Diepgens.

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