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Chrobog-Entführung: Einigung bei Verhandlungen?

Die im Jemen entführte Familie Chrobog soll nach Informationen aus Regierungskreisen in Sanaa in Kürze freigelassen werden. Das Auswärtige Amt in Berlin machte zum Stand der Verhandlungen zunächst keine Angaben.

Sanaa/Berlin - Im Ringen um die Freilassung der im Jemen entführten Familie Chrobog haben sich die Anzeichen auf ein baldiges glückliches Ende verdichtet. Nach Angaben aus Regierungskreisen in Sanaa stand die Freilassung des ehemalige Außenstaatssekretärs Jürgen Chrobog, seiner Frau und der drei Söhne am Freitagabend kurz bevor. Es sei eine Einigung mit den Entführern erzielt worden, erfuhr die dpa in Sanaa. Das meldete auch der «Yemen Observer» unter Berufung auf einen Entführer. Der «Berliner Kurier» berichtete, die Familie sollte bis 19.00 Uhr freigelassen werden. Das Auswärtige Amt in Berlin machte zum Stand der Verhandlungen keine Angaben.

Alle Führer des Stammes der Kidnapper hätten eine Vereinbarung unterzeichnet, hieß es in Sanaa. Es sei vereinbart worden, dass die seit Mittwoch gefangen gehaltenen Geiseln bald freigelassen würden und die Behörden die Verhaftung von Mitgliedern eines mit dem Clan der Entführer rivalisierenden Stammes vorbereite. Nach diesem Kompromissvorschlag der Geiselnehmer sollen diese Mitglieder des verfeindeten Stammes dann zusammen mit den eigenen inhaftierten Angehörigen einem Armeegeneral übergeben werden, der eine seit zwölf Jahren währende Blutfehde zwischen den beiden Stämmen schlichten soll.

Jemens Präsident Ali Abdullah Salah hatte der Bundesregierung zuvor zugesagt, dass die Sicherheit der Chrobogs bei den Verhandlungen um die Freilassung oberste Priorität habe. In einer Botschaft an Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte er nach Angaben des Auswärtigen Amtes am Freitagnachmittag, dass mit dem Ziel der baldigen Freilassung verhandelt werde.

Die Verhandlungen über die Freilassung hatte sich zuvor zur Nervenprobe entwickelt. Steinmeier bat die Regierung in Sanaa dringend um eine schnelle und gewaltfreie Lösung. Unterdessen ließ die jemenitischen Regierung Militärhubschrauber über den Aufenthaltsort der Geiseln fliegen, offenbar um die Entführer einzuschüchtern. Das AA setzte seit Donnerstag auf eine Freilassung bis Samstagabend. Mehrfach tagte der Krisenstab in Berlin.

Kurz nach der Entführung am Mittwoch rund 460 Kilometer östlich der Hauptstadt Sanaa hatten tausende Sicherheitskräfte die Al-Said-Region weiträumig abgeriegelt. In der Nacht zum Freitag zogen sie den Ring um den Ort enger. Einer der Entführer drohte laut «Yemen Observer» mit der Verschleppung der Geiseln an einen anderen Ort, falls sich Sicherheitskräfte nicht zurückhielten. Den Freitag bezeichnete er als «letzten Verhandlungstag».

Präsident Salah hatte den stellvertretenden Innenminister zu den Verhandlungen mit den Geiselnehmern entsandt und angeordnet, ständig über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten zu werden. Der Verteidigungsminister war auch involviert. Das Parlament in Sanaa verurteilte die Geiselnahme. Beides wurde als äußerst seltene Schritte bei Entführungen von Ausländern in dem südarabischen Land gewertet.

Die Entführer sind Mitglieder des Stammes der Abdallah. Sie verlangten zunächst die Freilassung von fünf Stammesangehörigen, die im Gefängnis sitzen. Als Kompromiss schlugen sie dann vor, dass fünf Mitglieder des rivalisierenden Stammes der Al-Riad ebenfalls inhaftiert werden, um einen fairen Prozess für beide Parteien zu gewährleisten.

Das AA wies Vorwürfe zurück, Chrobog habe mit seiner Jemen-Reise fahrlässig gehandelt. Er habe sich der Situation «absolut adäquat verhalten». Er habe alle Sicherheitsmaßnahmen eingehalten. Ihm sei «keinerlei Fehlverhalten» vorzuhalten. Für den Jemen habe das AA Sicherheitshinweise, aber keine Reisewarnung ausgegeben. Diese bestünden nur für sechs Länder der Welt: für den Irak, Haiti Afghanistan, Kongo, die Zentralafrikanische Republik und Somalia. (tso/dpa)

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