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Der Schauspieler Jan Joseph Liefers hat zusammen mit dem Cinema-for-Peace-Gründer Jaka Bizilj das Krisengebiet in Syrien besucht.

© dpa

Cinema for Peace: Jan Joseph Liefers berichtet von seinem Besuch in Syrien

Der Schauspieler Jan Joseph Liefers hat zusammen mit dem Cinema-for-Peace-Gründer Jaka Bizilj das Krisengebiet in Syrien besucht. In Berlin berichten sie von ihren Eindrücken und rufen die Politik auf, ihre Zurückhaltung im syrischen Krieg zu überdenken.

„Wenn keine Hilfe vom Westen kommt, dann werden sie in einem Jahr sterben.“ Gemeint sind syrische Zivilisten, die der bekannte deutsche Schauspieler Jan Joseph Liefers am vergangenen Montag im umkämpften Syrien selbst getroffen hat. Zusammen mit Veranstalter und Produzent Jaka Bizilj, dem Gründer von Cinema for Peace und der daraus hervorgegangenen Stiftung sowie Anestis Ioannidis, dem Leiter der humanitären Hilfsorganisation Human Plus, flog er am Sonntag in die Türkei, um von dort aus die syrische Grenze zu passieren. Am Dienstag erzählten die Drei im Amano-Hotel in Berlin-Mitte vor Journalisten ihre Eindrücke von der Reise.

Zuvor machte ein kurzer Filmabspann von Ground Zero Syria des US-amerikanischen Fotojournalisten Robert King die Zuschauer betroffen: Darin ist ein überlaufenes Kinderkrankenhaus zu sehen; die Kinder haben zum Teil offene Wunden. Bomben machen das Krankenhaus wenige Zeit später dem Erdboden gleich. „Es ist ein Unterschied, ob man dort vor Ort ist oder irgendwo im Hauptstadtbüro sitzt“, glaubt Liefers, der in der WDR-Serie Tatort spielt und in vielen Fernsehfilmen Rollen übernahm.

Liefers und seine Weggefährten besuchten unter anderem das Flüchtlingslager in Kilis, während in unmittelbarer Nachbarschaft Flugzeuge die Stellungen der Rebellen am Flughafen bombardierten. Sie besuchten in Aleppo zerbombte Schulen, sahen einen Fluss, in dem täglich Leichen von vom Westteil der Stadt angeschwemmt werden. Das Wort Bürgerkrieg klinge fast beschönigend. In Wahrheit führe das Regime von Präsident Assad einen brutalen Terrorkrieg gegen das eigene Volk.

Mit der Aktion wollten Liefers und seine Begleiter trotz der gefährlichen Wegstrecke nach Aleppo, wo erst vor wenigen Tagen zwei französische Journalisten verschleppt wurden, zu humanitärer Hilfe aufrufen. Sie wollen außerdem die Politik dazu bewegen, ihre Zurückhaltung im syrischen Krieg zu überdenken. „Die Menschen verstehen nicht, warum der Westen, dem sie offen gegenüber stehen, sie komplett im Regen stehen lässt“, berichtet Liefers. Auf Seiten der Revolutionäre wären sie freundlichen und gebildeten Menschen begegnet, die fest entschlossen seien, ihre Situation zu verbessern.“

Syrien verfüge nach wie vor über eine gut funktionierende Infrastruktur. Liefers und Cinema for Peace fragen sich, ob es vielleicht pauschale Vorurteile im Westen gibt. „Aus Angst, Fehler zu machen, verlieren wir diese Leute.“ Extremisten würden dann nämlich die Oberhand gewinnen. Zu den Bedenken des Westens vor einer Einmischung in den Krieg gehöre durchaus auch die Angst, das Land nach einer Intervention humanitär dauerhaft versorgen zu müssen. „Die Syrer seien durchaus in der Lage, nach dem Krieg auf eigenen Beinen zu stehen“, so der Schauspieler. Jedoch hätten die Menschen, denen er begegnet sei, längst aufgehört, von einer Rettung durch den Westen auch nur zu träumen.

Wie humanitäre Hilfe aussehen könnte, erklärte Anestis Ioannidis von Human Plus: „Die Mütter sind vom Krieg so sehr traumatisiert, dass sie ihren Säuglingen keine Milch geben können.“ Deshalb bräuchten die Syrer dringend Babynahrung, Medikamente oder Verbandstoffe. „Wir müssen schnell handeln, sonst ist es zu spät.“ Vor allem müssten die Hilfslieferungen effektiver organisiert und zwischen den Ländern besser koordiniert werden.

Cinema for Peace ist eine Initiative von bekannten Persönlichkeiten unter andere, aus Film, Politik und Medien, um mit Hilfe des Films humanitäre Missstände, soziale Ungleichheit sowie Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen. Die Cinema for Peace Foundation wurde 2008 in Berlin gegründet und knüpft an die Arbeit der Initiative an.

Hülya Gürler

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