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Politik: Clinton und die Probleme der Welt sind in Berlin zu Gast

Auftakt des zweitägigen Besuchs des US-Präsidenten / Visite in Potsdam / Gespräch mit Kanzler Kohl über Indien, den Kosovo und Nahost BERLIN (Tsp).Für eine Festigung der Beziehungen zwischen Europa und den USA haben sich US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzler Helmut Kohl zum Auftakt von Clintons zweitägigem Deutschlandbesuch ausgesprochen.

Auftakt des zweitägigen Besuchs des US-Präsidenten / Visite in Potsdam / Gespräch mit Kanzler Kohl über Indien, den Kosovo und Nahost BERLIN (Tsp).Für eine Festigung der Beziehungen zwischen Europa und den USA haben sich US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzler Helmut Kohl zum Auftakt von Clintons zweitägigem Deutschlandbesuch ausgesprochen.Bei einem Festakt zu Ehren des US-Präsidenten erteilte Bundeskanzler Helmut Kohl im Berliner Schauspielhaus der Bildung einer "Festung Europa" durch Handelsschranken an den EU-Außengrenzen eine entschiedene Absage.Kohl bezeichnete die USA als Vorbild für Wirtschaftsreformen in Deutschland.Unter dem Eindruck der neuen indischen Atomtests hatte der US-Präsident am Mittwoch seinen zweitägigen Deutschland-Besuch begonnen.Am frühen Morgen traf er zu den Feiern zum 50jährigen Luftbrückenjubiläum in Berlin ein.Bei strahlendem Sonnenschein wurde er am Mittag von Bundeskanzler Helmut Kohl am Neuen Palais im Park des Schlosses Sanssouci in Potsdam mit militärischen Ehren begrüßt.Danach zogen sich die beiden Staatsmänner zu politischen Gesprächen und einem Mittagessen in das Schloß zurück, bei dem unter anderem die Lage im Kosovo, im Nahen Osten und in Mittel- und Osteuropa sowie die Atomwaffenversuche in Indien erörtert werden sollten.Vor Journalisten dankte Clinton dann Helmut Kohl für dessen Engagement in der internationalen Politik.Clinton sagte am Nachmittag an Kohl gewandt: "Die Welt schuldet Ihnen eine Menge." Ein starkes und stabiles Europa sei gut für die Welt und Amerika.Beide Politiker erinnerten an die Potsdamer Konferenz nach Kriegsende im Jahre 1945.Kohl erklärte, seinerzeit hätten die Chancen Deutschlands, wieder Mitglied der Gemeinschaft der freien Völker zu werden, keineswegs gut ausgesehen.Es sei ein Verdienst aller amerikanischer Präsidenten gewesen, daß den Deutschen der Weg geebnet worden sei.Im neuen Haus Europa würden auch "immer die amerikanischen Freunde" Platz finden.Beim Festakt im Schauspielhaus bezeichnete Kohl die USA als Vorbild für Wirtschaftsreformen in Deutschland.Die strategische Zusammenarbeit innerhalb der Nordatlantischen Allianz nannte er ein unverzichtbares Fundament für Frieden und Freiheit in Europa.Auch nach dem Fall der Mauer gebe es neue Risiken und Gefahren, die die gemeinsame Sicherheit bedrohten.Zugleich zog Kohl eine positive Bilanz der deutsch-amerikanischen Beziehungen, deren Institutionen sich als stabil erwiesen hätten.Die USA seien der wichtigste Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU.Clinton rief in seiner Rede die Deutschen dazu auf, sich nach Erreichen der Einheit ihres Vaterlandes nun für die Einheit des Kontinents einzusetzen und zugleich eine neue transatlantische Gemeinschaft anzustreben.Die amerikanische Hilfe in der Zeit der deutschen Teilung hat nach Auffassung des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen die Wiedervereinigung Deutschlands "in Frieden und Freiheit möglich gemacht"."Wir wollen diese Hilfe im Verbund mit unseren Freunden weitergeben."Bei einem Abendessen zu Ehren des Gastes rief Bundespräsident Roman Herzog dazu auf, der Partnerschaft zwischen den USA und Europa im 21.Jahrhundert eine neue Qualität zu geben.Beide Partner müßten ihre Ressourcen bündeln, sagte er im Berliner Hotel Adlon.Der Besuch Clintons ist der 16.eines US-Staatsoberhauptes in der Bundesrepublik seit 1946 und zugleich der erste, der einen US-Präsidenten in die neuen Bundesländer führt.Am heutigen Donnerstag wird er in Eisenach im Freistaat Thüringen erwartet.Zuvor aber wird Clinton mit Kohl an einer Feier auf dem Flughafen Tempelhof zum Lufbrückenjubiläum teilnehmen.Bei dem Besuch Clintons, der zuletzt im Juli 1994 in Berlin war, herrschte sowohl in der Hauptstadt als auch in Potsdam Sicherheitsstufe eins.Allein in Berlin schützten 2500 deutsche Beamte und eine nicht bekannte Zahl amerikanischer Sicherheitskräfte den US-Präsidenten.Dennoch durften bei der Begrüßung am Neuen Palais auf Veranlassung des Kanzlers Zuschauer unmittelbar die Zeremonie verfolgen.Clintons Frau Hillary, die ihn 1994 nach Deutschland begleitet hatte, ist dieses Mal nicht an seiner Seite.

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