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Politik: Coup gegen den Diktator

Arabische Staaten planen offenbar einen Putsch in Bagdad – und wollen so einen Krieg verhindern

Während Russland sich auf Geheiß der Amerikaner anscheinend darum bemüht, Saddam Hussein zu einem Gang ins Exil zu bewegen, halten arabische Regierungen diese Lösung wohl für eher unwahrscheinlich. Sie setzen eher auf einen Coup gegen den irakischen Führer durch hohe Militärs, denen der Westen Straffreiheit versprechen müsste. Diplomatischen Quellen zufolge, die vom US-Magazin „Time“ und der Nachrichtenagentur „Reuters“ zitiert werden, ist dies der Inhalt einer noch geheimen saudischen Initiative, die einen Krieg gegen den Irak noch verhindern soll.

Demnach sollten die UN der irakischen Führung eine Amnestie anbieten und sie damit zu einem Aufstand gegen Saddam Hussein bewegen. Ausgenommen davon sollten der engste Führungszirkel um den irakischen Herrscher von etwa 100 Personen sowie seine Söhne sein. Die Amnestie sollte an die Bedingung geknüpft sein, dass die Initiatoren eines möglichen Coups aktiv die UN-Resolutionen zur Abrüstung des Irak umsetzen. Der jetzt durchgesickerte Vorschlag sollte eigentlich erst am kommenden Donnerstag bei einem Treffen von vier arabischen Ländern sowie Irans in der türkischen Hauptstadt Ankara präsentiert werden.

Dieser Vorschlag bedeutet eine Kehrtwende der bisherigen saudischen Politik und die endgültige Abkehr der arabischen Nachbarregime von Saddam Hussein. Sie ist dennoch glaubhaft. Denn die arabischen Regime sind zwar gegen einen Krieg, da sie eine Destabilisierung der Region befürchten. Aber große Sympathien für Saddam Hussein haben sie schon lange nicht mehr. Dazu sind sie selbst zu oft von ihm getäuscht oder vor den Kopf gestoßen worden. Wenn der Sturz Saddam Husseins einen Krieg verhindern könnte, würde das ihr Interesse, die Region stabil zu halten, befriedigen. Eine solche Initiative würde auch erklären, warum der saudische Kronprinz Abdallah in der vergangenen Woche erklärt hatte, er halte einen Krieg für unwahrscheinlich. Diese Äußerung, die angeblich nur ein „persönliches Gefühl“ ausdrückte, hatte viele Beobachter überrascht.

Zwar soll der saudische Vorschlag nach wie vor ein Exil-Angebot an Saddam Hussein enthalten. Doch in der arabischen Welt wird es als unwahrscheinlich angesehen, dass der machtbesessene irakische Führer diese Lösung wählen wird. Zudem ist fraglich, ob ihm Straffreiheit wirklich garantiert werden könnte, da es mittlerweile einen internationalen Strafgerichtshof gibt, vor dem nicht nur Regierungen Anklagen erheben können. Zudem würde der paranoid um seine Sicherheit besorgte Saddam Hussein im Exil wahrscheinlich um sein Leben bangen.

Auch für Washington wäre ein Putschszenario möglicherweise akzeptabel. Doch haben die USA selbst schmerzlich feststellen müssen, wie schwer es ist, ein Komplott gegen Saddam Hussein zu organisieren. Der Diktator selbst gab sich am Freitag, 12 Jahre nach dem Beginn des Golfkriegs, kämpferisch. In einer Rede warnte Saddam Hussein die USA vor einem Angriff: Der Irak werde „die Mongolen der Neuzeit“ vor den Toren Bagdads in den „Selbstmord“ treiben.

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