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CSU: Drei sind einer zu viel

Günther Beckstein und Erwin Huber sind offenbar gewillt, den CSU-Parteivorsitz noch in den nächsten Tagen zu vergeben. Horst Seehofer soll dabei keine Rolle spielen.

München - Horst Seehofer hat schlechte Karten im Rennen um den CSU-Vorsitz. Im Kampf um die Nachfolge von Edmund Stoiber sprechen nach Ansicht von CSU-Spitzenpolitikern mehrere Faktoren gegen den Parteivize. Der Bundesagrarminister gilt seit den Enthüllungen über sein Privatleben als beschädigt. Außerdem haben sich die meisten CSU-Granden in Wildbad Kreuth bereits auf Wirtschaftsminister Erwin Huber verständigt. Nicht zuletzt habe die CSU eine "überwältigende Sehnsucht nach Ruhe und Frieden", sagte ein Vorstandsmitglied. Und dafür sei das Duo Günther Beckstein als Ministerpräsident und Huber als Parteichef geradezu eine Idealbesetzung.

Auch Beckstein fordert von Seehofer den Verzicht auf eine Kandidatur für den Parteivorsitz - als "großes Signal der Geschlossenheit", wie er dem "Münchner Merkur" sagte.

"Es gibt keinen Rechtsanspruch auf den Parteivorsitz"

Seehofer selbst sendet widersprüchliche Signale. Einerseits sagt er, er wolle eine einvernehmliche Lösung. Auf der anderen Seite erwartet er, dass mit ihm über den Parteivorsitz gesprochen wird. "Es gibt keinen Rechtsanspruch auf den Parteivorsitz", sagte der Minister am Freitag. Schließlich ist der 57-jährige Ingolstädter beliebt an der Parteibasis und galt deshalb lange als Favorit für den Parteivorsitz. Während sich die wichtigsten CSU-Granden bereits am Freitag bei Stoiber in der Staatskanzlei die Klinke in die Hand gaben, um über die Nachfolge zu diskutieren, fliegt Seehofer am Wochenende zu einem Sondertermin beim Noch-Ministerpräsidenten in München ein.

Nach offizieller Lesart haben die Veröffentlichungen über Seehofers Privatleben den Karrierechancen des Hünen nicht geschadet. Inoffiziell räumen aber viele CSU-Politiker ein, dass Seehofer sehr wohl beschädigt sei. Er hat sich in München den Ruf eines schwer berechenbaren Solisten mit Hang zur Selbstdarstellung erworben. Seehofer sei "schwer kalkulierbar", sagt ein Vorstandsmitglied. Unvergessen sind seine zahlreichen Alleingänge in den vergangenen Jahren. Wollte der Minister jetzt auf Biegen und Brechen seinen Ehrgeiz ausleben, würde er in der Partei endgültig als Querulant angesehen. Aus der Berliner CSU-Landesgruppe kamen bereits am Donnerstag Signale, dass man nicht gegen Huber zu Felde ziehen werde.

Beckstein und Huber für viele ideale Kombination

Dagegen gelten der künftige Ministerpräsident Beckstein und Huber als äußerst diszipliniert. "Huber ist ein echter Teamspieler und Parteisoldat", sagt ein CSU-Vorstandskollege. Beide decken gemeinsam ein breites Spektrum ab, wie es jeder für sich niemals könnte: Beckstein ein Moderator mit großer Integrationskraft, Huber ein dynamischer Reformmotor. "Beide Seiten sind für die CSU sehr wichtig", meint ein Vorstandsmitglied. Gegen Seehofer spricht auch, dass er in der Landtags-CSU unbeliebt ist. Dort sitzen aber viele Kreisvorsitzende, die auf Parteitagen die Truppen sammeln und die Marschrichtung mitbestimmen.

Aus Sicht Becksteins und vieler CSU-Kollegen hat sich Huber schon jetzt Verdienste erworben, weil er seine Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt im Interesse der Partei zurückstellte. Nun hoffen viele in der Partei, dass Seehofer es Huber nachtut und seinen Lebenstraum vom CSU-Vorsitz aufgibt. "Es wäre von Seehofer ein starkes Zeichen der Geschlossenheit, wenn er jetzt sagen würde: Ich bin mit Huber einverstanden", sagt ein CSU-Präside. (tso/dpa)

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