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Beckstein Huber

© dpa

CSU-Krise: Bayerisches Bemühen

Die CSU beschäftigt sich mit sich selbst - weil das Führungsduo Beckstein-Huber Fehler macht.

Von Robert Birnbaum

Das größte Problem mit Markus Söder ist, dass ihm im Stillen diesmal alle Recht geben. Darum tun sie sich in der CSU etwas schwer damit, den „Gastbeitrag“ ihres Bundesrats- und Europaministers am Montag im „Münchner Merkur“ schlicht als das zu verdammen, was er auch ist: Eine grobe Illoyalität gegen Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein.

„Es zahlt sich nicht aus, dem Zeitgeist hinterherzulaufen oder Entscheidungen aus einer Emotion heraus zu treffen“, schreibt Söder zum Beispiel, „nur Festhalten und Durchsetzen getroffener Entscheidungen bringen dauerhaften Erfolg.“ Jeder in Bayern denkt bei diesen Sätzen sofort daran, wie aus dem strengsten Rauchverbot der Republik nach der Kommunalwahl plötzlich eins mit großen Bierzeltlöchern wurde. Es ist auch wenig Phantasie nötig, um bei Söders rhetorischer Frage: „Wenn wir uns nicht vertrauen, wie sollen uns dann die Wähler vertrauen?“ Huber vor sich zu sehen, wie er stinkewütend darüber ist, dass Beckstein am Freitag aus heiterem Himmel dramatische neue Verluste bei der bayerischen Landesbank voraussagt.

Becksteins Plauderei und ihre Folgen haben wie ein Katalysator gewirkt, der das latente Unbehagen in der CSU über das neue Führungsduo mächtig hat aufschäumen lassen. So stark war die Reaktion, dass zum ersten Mal auch Edmund Stoiber das Schweigegelübde, seine ungeliebten Nachfolger betreffend, brach.

Der Ehrenvorsitzende erfuhr am Freitag durch einen verblüfften Ausruf des CSU-Landesgruppenchefs Peter Ramsauer von Becksteins Fehltritt. Beide saßen im Vorstand des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern beisammen, und Ramsauer hatte die Eilmeldung per Handy bekommen. Was denn das schon wieder sei, hat der Berliner CSU-Statthalter in die Runde gefragt. „Dann ist der Stoiber explodiert“, sagt einer, der die Szene kennt. Der Nachhall der Detonation ist am Montag in „FAZ“ und „Merkur“ nachzulesen: Er sei „in tiefer Sorge über das Erscheinungsbild der CSU“. Zu viele Äußerungen würden mehr Fragen und neue Probleme aufwerfen als Antworten zu geben. Sechs Monate vor der Landtagswahl sei es höchste Zeit für die Partei, ihre Ziele für die nächste Wahlperiode deutlich zu machen und bei den Menschen „Begeisterung“ zu wecken.

Was Beckstein und Huber angeht, ist derzeit aber eher Entgeisterung das richtige Wort. Kopfschüttelnd verfolgen Christsoziale, wie ihre Vorleute sich verstolpern. Mal startet der eine einen Alleingang, mal der andere – von gemeinsamer Strategie keine Spur. Der einst so selbstbewusste Innenminister wirkt so unsicher wie der einst so clevere Staatskanzleichef. „Aus Angst, keine Fehler machen zu wollen, machen sie dauernd Fehler“, sagt ein CSU-Mann. Am Wochenende mussten beide sogar versichern, nein, ein „Zerwürfnis“ gebe es nicht. Am Montag verspricht Beckstein im Deutschlandfunk: „Wir werden uns noch stärker darum bemühen, mit einer großen Übereinstimmung zu reden.“ Der Satz bestätigt den trüben Befund. „Das ist ja wohl das Minimum, das alle mal das Gleiche sagen“, knurrt ein Christsozialer.

Als Grund für Bayerns Wähler, im September zu 50 plus X Prozent CSU zu wählen, reicht das Minimum nicht. „Erkennbarkeit statt Allerlei“ mahnt Söder an. Ein Kabinettskollege gibt konkrete Ratschläge: Man solle „das tolle Programm Bayern 2020“ mehr in den Mittelpunkt stellen, fordert Schulminister Siegfried Schneider. Der Rat hat für Huber und Beckstein nur einen Haken: Das „tolle Programm“ stammt noch von Stoiber.

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