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CSU: Streit um Parteivorsitz eskaliert

Im Ringen um die Nachfolge Edmund Stoibers als CSU-Chef hat Horst Seehofer dem Gespann Beckstein/Huber schlechten Stil vorgeworfen. Die Rebellin Pauli erwägt dagegen offenbar eine Kandidatur als stellvertretende Parteivorsitzende.

München/Berlin - In der CSU eskaliert der Machtkampf um die Nachfolge des scheidenden Parteichefs Edmund Stoiber: Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer meldete erneut seine Ansprüche auf das Spitzenamt an und warf seinem Konkurrenten Erwin Huber sowie Bayerns designiertem Ministerpräsidenten Günther Beckstein unfaire Methoden vor. Mehrere CSU-Spitzenpolitiker appellierten dagegen mit Blick auf eine Doppelspitze Huber/Beckstein an Seehofer, einer einvernehmlichen Lösung zuzustimmen.

Stoiber, der im Herbst als Ministerpräsident und CSU-Chef zurücktreten wird, will an diesem Sonntag bei einem Gespräch unter vier Augen mit seinem Stellvertreter Seehofer einen Ausweg suchen. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer zeigte sich verärgert über die Debatte: "In München wird schon wieder viel zu viel geredet, und es werden öffentlich Ämter verteilt. Das ist für die laufenden Gespräche und das Ergebnis überaus schädlich."

Seehofer: "Kein guter Stil"

Seehofer sandte widersprüchliche Signale: Dem "Spiegel" sagte er, es sei "ein eigenartiger Vorgang, wenn Günther Beckstein mich dazu drängt, meine Kandidatur aufzugeben, ohne dass er zuvor mit mir gesprochen hat". Dies sei "kein guter Stil". Solche Personalentscheidungen könne man nicht im Hinterzimmer auskungeln. Später zeigte er sich versöhnlich. "Wenn verschiedene Führungsleute unserer Partei der Meinung sind, es soll eine einvernehmliche Lösung geben, sollte man darüber reden", sagte der Bundesagrarminister.

Beckstein betonte, die Initiative für das Tandem Beckstein/Huber sei von Stoiber ausgegangen. "Das Gespräch mit Huber ist auf Veranlassung Stoibers zu Stande gekommen", sagte er. "Ich halte es für dringend notwendig, dass wir zur Ruhe und Geschlossenheit zurückkehren." In der "Bild" forderte Beckstein Seehofer erneut zu einer einvernehmlichen Lösung auf: "Er würde seiner Partei einen großen Dienst erweisen, wenn es nicht zu einer Kampfkandidatur käme."

Pläne vorschnell publik gemacht

Huber und Beckstein hatten in Wildbad Kreuth am Mittwoch eine grundsätzliche Verständigung über die Personalfragen nach der Ära Stoiber erzielt. Stoiber telefonierte dem Vernehmen nach von Kreuth aus auch mit Seehofer. Eigentlich wollte der scheidende Ministerpräsident zuerst weitere Gespräche führen, bevor die Lösung der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte. Der Zeitplan war jedoch durcheinander geraten, weil die Pläne vorschnell publik wurden.

CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann appellierte indirekt an Seehofer, seine Ambitionen aufzugeben. "Es ist klar, dass auch eine Wahl auf einem Parteitag nichts Ungewöhnliches wäre", sagte Herrmann zu Seehofers Ankündigung, eventuell in einer Kampfabstimmung auf dem CSU-Sonderparteitag im September die Entscheidung zu suchen. "Man muss aber sehen, dass der größte Teil der Parteibasis sich eine einvernehmliche Lösung wünscht."

Huber will Seehofer angeblich zum ersten Vize "aufwerten"

Huber gab sich versöhnlich: "Für mich ist es selbstverständlich, dass Horst Seehofer weiterhin zur ersten Garde in der CSU gehört." Laut "Welt" bot er Seehofer an, ihn zum Ersten Stellvertreter des Vorsitzenden aufzuwerten. Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli, die die CSU-Krise und den Stoiber-Rückzug mit ausgelöst hatte, erwägt laut Magazin "Focus", für einen der vier Stellvertreter-Posten in der CSU zu kandidieren.

Seehofer plädierte für eine Verjüngung der Parteispitze. "Das ist mein Lebensziel: den politischen Erfolg an die nächste Generation weitergeben", sagte er der dpa. "Wir müssen schauen, wie wir jetzt im Jahr 2007 die Bedingungen des Erfolgs so modernisieren und gestalten, dass die Einzigartigkeit der CSU fortgeführt werden kann." Der 57-Jährige ist der Jüngste der Rivalen - Beckstein ist 63, Huber 60. Berichte über eine angebliche außereheliche Liebesaffäre schaden Seehofer offensichtlich bisher nicht: Nach einer neuen Umfrage von TNS Infratest für den "Spiegel" legte er im Vergleich zum Oktober 2006 um vier Prozentpunkte auf 57 Prozent zu. (tso/dpa)

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