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Dänemark: Elitesoldat schockt Regierung mit Kriegsbericht

Dänemarks Militär kämpft mit Rückendeckung von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen erfolglos gegen die Veröffentlichung eines Elitesoldaten-Berichtes aus Afghanistan. Nun könnten den Nationalhelden Bußgelder und schlimmstenfalls bis zu acht Jahre Gefängnis erwarten.

Dänemarks Militär kämpft mit Rückendeckung von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen erbittert und erfolglos gegen die Veröffentlichung eines Elitesoldaten-Berichtes aus Afghanistan. Per Gerichtsentscheid wollte die Militärführung die Veröffentlichung des Buchs „Jäger – im Krieg mit der Elite“ verbieten lassen. Doch ein Tag vor dem Entscheid veröffentlichte die Zeitung „Politiken“ am Mittwoch nun den kompletten Text in einer Sonderbeilage.

Die Schilderungen des hochdekorierten Elitesoldaten Thomas Rathsack sind spannend und geben einen Einblick in den Alltag gefährlicher Missionen. Doch dem Militär zufolge enthalten sie sensible Informationen, welche sowohl die nationale Sicherheit des Königreichs als auch die guten Beziehungen zu alliierten Nationen gefährdeten.

Nun könnten den Nationalhelden Bußgelder und schlimmstenfalls bis zu acht Jahre Gefängnis erwarten, glauben dänischen Rechtsexperten. Rathsack wurde inzwischen unmittelbar von seinem gegenwärtigen Posten entfernt und suspendiert. Eigentlich hatte der Verlag vor, das Buch erst am Ende des Monats zu veröffentlichen, aber die Chefredaktion der Zeitung entschied sich wegen des drohenden gerichtlichen Verbotes jetzt dazu. „Das Militär kann nicht allgemein Bezug auf die nationale Sicherheit nehmen, um zu bestimmen, welche Bücher in Dänemark veröffentlich werden dürfen oder wie und unter welchen Bedingungen Medien Bericht erstatten“, sagte Chefredakteur Thøger Seidenfaden am Mittwoch. Seidenfaden unterstrich zudem, dass das Buch, in dem der Elitesoldat sehr detailliert über brenzlige Situationen in seinem Einsatzalltag berichtet, keinerlei Informationen enthalte, die andere Soldaten gefährden oder wichtige Informationen preisgeben würden.

Auch die dänische Armee gibt zu, dass das Buch des Soldaten an sich gar nicht kritisch gegenüber den eigenen operierenden Militärverbänden sei. „Allerdings wird dort von Operationsmethoden und Kooperationen mit anderen Nationen berichtet, von denen wir nicht wünschen, dass sie bekannt werden“, sagte Militärsprecher Jacob Østerbye. Der dänische Medienrechtsexperte Oluf Jørgensen vermutet, Ziel des Militärs sei es in diesem Fall vor allem, andere Soldaten abzuschrecken über ihre Kriegserlebnisse zu schreiben. 

Andre Anwar

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