zum Hauptinhalt

Politik: Dank an Johannes Rau und Gerhard Schröder - schnelle Auszahlung der Gelder an NS-Opfer gefordert

Israel hat die grundsätzliche Einigung über eine Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter begrüßt. In einer in der Nacht zum Montag verbreiteten Erklärung teilte das Außenministerium in Jerusalem mit, die Regierung Israels sei mit der am Freitag in Berlin bekannt gegebenen Einigung zufrieden, nach der zehn Milliarden Mark an ehemalige NS-Zwangsarbeiter gezahlt werden sollen.

Israel hat die grundsätzliche Einigung über eine Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter begrüßt. In einer in der Nacht zum Montag verbreiteten Erklärung teilte das Außenministerium in Jerusalem mit, die Regierung Israels sei mit der am Freitag in Berlin bekannt gegebenen Einigung zufrieden, nach der zehn Milliarden Mark an ehemalige NS-Zwangsarbeiter gezahlt werden sollen. Auch die jüdischen Organisationen der Holocaust-Überlebenden begrüßten übereinstimmend das Abkommen. Insbesondere lobten sie das Engagement von Bundeskanzler Schröder, fordern aber auch eine schnelle Abwicklung, damit die Opfer baldmöglichst die ihnen zustehenden Gelder erhalten.

Mosche Sanbar, Vorsitzender des Dachverbandes aller Organisationen der Holocaust-Überlebenden in Israel, erklärte sich "zufrieden mit dem Abkommen insgesamt", ohne dass wichtige Detailfragen bereits geklärt seien. Der ehemaligen Staatsbank-Gouverneur und oberste Chef einer israelischen Großbank betonte, dass entgegen dem allgemeinen Eindruck nicht die gesamte Summe, ja nicht einmal der grösste Teil Juden zukommen werde. Diese könnten insgesamt mit höchsten 40 Prozent der zehn Milliarden Mark der verschiedenen Fonds rechnen. Aus dem Unterfonds der sogenannten Sklavenarbeiter, also zur Schwerstarbeit gezwungener KZ-Häftlinge, kämen den Juden rund 55 Prozent, den Nichtjuden 45 Prozent zu gute. Bei den Zwangsarbeitern mache der jüdische Anteil aber nur zwei Prozent aus, der Rest werde an Nichtjuden meist aus Osteuropa gehen.

Wenn auch festzustellen sei, dass die meisten Opfer Juden gewesen seien, so anerkenne er durchaus die Anrechte anderer, betonte Sanbar. Er hoffe, dass bald auch die Detailfragen geklärt würden, damit danach die Antragsteller mittels einer schnellen und einfachen Prozedur ohne viel Bürokratie ihre Ansprüche geltend machen könnten und die Gelder in einem halben Jahr zur Auszahlung gelangen werden. Er erwarte aber auch, dass in den Entscheidungsgremien der Fonds auch die KZ-Überlebenden angemessen vertreten sein würden, hätten sie doch in ihren Reihen zahlreiche Persönlichkeiten, die nach der Holocaust-Periode in hohen öffentlichen Stellungen Verantwortung getragen hätten. Diese Forderungen hatte zuletzt auch Noach Flug, unter anderem Vizepräsident des über vierzig Überlebenden-Organisationen umfassenden "Internationalen Auschwitz-Komitees" vorgebracht.

Sanbar drückte schließlich im Namen aller Organisationen der Holocaust-Überlebenden in Israel die "Befriedigung aus, die wir empfinden angesichts der von Bundespräsident Rau und Bundeskanzler Schröder ausgesprochenen Entschuldigung des deutschen Volkes für das von den Opfern erlittene Leid". Diese Entschuldigung sei "historisch wichtig für alle diejenigen, die umgebracht worden sind und keine Entschädigungen erhalten werden, aber auch für die Zukunft insbesondere junger Juden und Nichtjuden."

Die polnische Regierung betonte unterdessen, eine Garantie für den Schutz vor gerichtlichen Klagen gegen deutsche Unternehmen, die im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter beschäftigt haben, könne es nur bei Entschädigung aller Geschädigten geben. Der polnische Verhandlungsführer und stellvertretende Außenminister Janusz Stanczyk forderte in einem Interview der Zeitung "Gazeta Wyborcza" vom Montag, die Entschädigungen unabhängig von der Art der Zwangsarbeit zu zahlen. Polen erhalte den Anspruch auf Entschädigung auch für die Landarbeiter aufrecht, betonte Stanczyk.

Zur Startseite