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Politik: Das andere Denkmal

Gegenüber dem Stelenfeld für die Opfer des Holocaust soll der ermordeten Homosexuellen gedacht werden

Berlin - Eine Stele im gleichen Stil wie die in Peter Eisenmans Holocaust-Mahnmal soll in Berlin an die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen erinnern. Ein Preisrichtergremium hat sich am Mittwochabend mehrheitlich für den Denkmals-Entwurf von Michael Elmgreen und Ingar Dragset entschieden. Das in Berlin lebende norwegisch-dänische Künstler- Duo setzte sich in dem Wettbewerb mit 17 Arbeiten durch.

Das Homosexuellen-Mahnmal soll auf Beschluss des Bundestags und des Berliner Senats in einer Lichtung des Berliner Tiergartens, gegenüber dem Holocaust-Mahnmal von Eisenman, errichtet werden. Anders wie die Eisenman-Stelen soll diesmal die 3 Meter 60 hohe und 4 Meter 50 breite Stele leicht gekippt errichtet werden. In einem Fenster wird eine schwarz-weiße Dauerprojektion von sich küssenden Männern zu sehen sein.

Die elfköpfige Jury unter Vorsitz von Norbert Radermacher würdigt den Entwurf: „Ohne verbale Hilfestellungen oder schriftliche Erklärungen wird das Thema Homosexualität direkt und doch subtil vorgestellt.“ Dass die Stele offensichtlich Bezug zum Holocaust-Mahnmal auf der anderen Straßenseite nimmt, bewertet das Gremium als „klar durchdacht und selbstbewusst“. Die Grundform der Stele werde zu einer Art Haus. Durch das Fenster erhalte die von außen eher kühle Betonform einen ganz intimen Aspekt. Die Stele soll von der gleichen Betonfirma hergestellt werden, die schon die Stelen für das Eisenman-Denkmal schuf. Architekt Peter Eisenman lobte die Idee. „Die Stele mit dem Fenster sieht gut aus und zeigt die Sympathie der beiden Künstler für unser Mahnmal“, sagte er dem Tagesspiegel.

Mit dem Bau des Denkmals soll so schnell wie möglich begonnen werden. Ein Termin stehe jedoch noch nicht fest, erklärte die Berliner Senatskulturverwaltung am Donnerstag. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) erwartet, dass mit dem Bau unverzüglich begonnen wird.

Der Bundestag hatte 2003 die Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen beschlossen. Drei Jahre zuvor hatte sich das Parlament darauf geeinigt, das Verfolgtenschicksal der Homosexuellen verstärkt öffentlich zu würdigen. Der Bund stellt für den Bau des Denkmals 450 000 Euro zu Verfügung. Im Dritten Reich wurden Homosexuelle strafrechtlich verfolgt. Tausende wurden in Konzentrationslager deportiert und ermordet.

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