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Politik: Das Auswärtige Amt bildet Männer und Frauen zum Aufbau demokratischer Strukturen in Krisengebieten aus

Die Idee, sagt Staatsminister Ludger Volmer (Bündnisgrüne) vom Auswärtigen Amt, gehe auf Anstöße der Friedensbewegung der achtziger und neunziger Jahre zurück; dazu auf den Rat der Stiftung für "Friedens- und Konfliktforschung": die Bildung nämlich einer Crew von "Friedensfachkräften", die nach kriegerischen Auseinandersetzungen in internationalen Krisenherden Friedensmissionen der Vereinten Nationen und der OSZE vor Ort umsetzen und den Aufbau demokratischer Strukturen fördern sollen. Am Mittwoch haben die ersten 20 Anwärter in der Bonner Ausbildungsstätte des Auswärtigen Amtes einen 14 Tage dauernden Vorbereitungskurs begonnen.

Die Idee, sagt Staatsminister Ludger Volmer (Bündnisgrüne) vom Auswärtigen Amt, gehe auf Anstöße der Friedensbewegung der achtziger und neunziger Jahre zurück; dazu auf den Rat der Stiftung für "Friedens- und Konfliktforschung": die Bildung nämlich einer Crew von "Friedensfachkräften", die nach kriegerischen Auseinandersetzungen in internationalen Krisenherden Friedensmissionen der Vereinten Nationen und der OSZE vor Ort umsetzen und den Aufbau demokratischer Strukturen fördern sollen. Am Mittwoch haben die ersten 20 Anwärter in der Bonner Ausbildungsstätte des Auswärtigen Amtes einen 14 Tage dauernden Vorbereitungskurs begonnen. Sie werden darauf vorbereitet, anschließend im Kosovo Dienst zu tun.

Die Bewerber - zu 55 Prozent Männer und zu 45 Prozent Frauen - erwartet ein harter Job. Entsprechend ist die Vorbereitung und Ausbildung, die von Ingo Marenbach, bisher Referatsleiter für Auslandshilfe beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Köln, koordiniert wird. Die künftigen "Friedensfachkräfte" - Juristen, Verwaltungsexperten, Politologen, Sozialwissenschaftler und auch ehemalige Bundeswehr-Offiziere, zumeist zwischen 30 und 40 Jahre alt - haben sich nicht allein in die Grundlagen des Völkerrechts und der Menschenrechte, in Verhandlungstechnik und Probleme der Konfliktbewältigung einzuarbeiten, sie müssen sich auch praktische Fähigkeiten aneignen.

Dazu gehören Ausbildungsteile, die lebenswichtig sind, wie beispielsweise - bei der Bundeswehr in Hammelburg - praktische Übungen zum Schutz vor und zum Umgang mit Landminen, Erste-Hilfe-Kurse mit simulierten Schußverletzungen, eine Fernmelde-Ausbildung, auch Fahrtraining mit Landrovern. Ganz wichtig, und dies wird zusammen mit der Polizei trainiert, ist die Einübung von Stressbewältigung; ein intensives "Stressmanagement". Die Mitarbeiter müssten "krisen- und stressfest" sein. Das alles hat auf den ersten Blick auch einen Hauch von Abenteuerertum, aber Volmer beruhigt: Bei einem Salär zwischen 6000 und 7000 DM samt Tagegeld von der OSZE würden ganz gewiss keine Glücksritter angezogen.

Immerhin ist das Interesse recht groß: Mehr als 300 Interessenten hatten sich für den jetzt gestarteten ersten Kurs gemeldet; 20 konnten aber nur genommen werden. Insgesamt sind in diesem Jahr vier Kurse mit zusammen 80 Teilnehmern vorgesehen, für das kommende Jahr voraussichtlich zwölf Kurse mit insgesamt 250 Teilnehmern. Volmer hofft, im Verbund mit anderen OSZE-Staaten allmählich ein Netzwerk solcher friedensfördernder Einheiten aufbauen zu können. Vom nächsten OSZE-Gipfel im Oktober in Istanbul erwartet er entsprechende neue Impulse.

Besonderes Anliegen des Auswärtigen Amtes ist es, solche Projekte in enger Verzahnung mit Nichtregierungsorganisationen voranzutreiben, die besondere Erfahrung in der Ausbildung und Entsendung von Auslandsmitarbeitern haben. Damit, so Volmer, wird auch einem Passus der Koalitionsvereinbarung entsprochen: "Die neue Bundesregierung legt ein besonders Gewicht auf die entwicklungspolitische Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und wird deren Arbeit verstärkt fördern". Damit will man vielgefächerten Sachverstand nutzen.

Mit solchen Impulsen hofft die Bundesregierung zugleich, einen Sog auf die OSZE-Partnerstaaten ausüben zu können. So haben die USA nach Volmers Worten inzwischen ebenfalls die Bildung eines ähnlichen "Friedenskorps" angekündigt; in Kanada und Norwegen beispielsweise gebe es vergleichbare Einrichtungen. Dänemark, Polen und Großbritannien zeigten großes Interesse. Das war nicht immer so. Auf dem OSZE-Treffen vor zwei Jahren war Volmer mit solchen Ideen, seinerzeit noch als einfacher Bundestagsabgeordneter, auf wenig Verständnis gestoßen. Ein Jahr später fand er nach eigenen Worten zumindest "freundliche Aufmerksamkeit", und jetzt hofft die Bundesregierung auf ein Netzwerk, das auch der "so oft beschworenen Konflikt-Prävention" dienen könne.

Klaus J. Schwehn

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