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Politik: "Das Regime will Angst verbreiten". Der Journalist und Dichter Raúl Rivero über Repressalien gegen unabhängige Medien in Kuba

Die kubanische Regierung hat Regimekritiker beschuldigt, den Iberoamerikanischen Gipfel sabotieren zu wollen. Zu den von Präsident Fidel Castro namentlich genannten "Verschwörern" gehört der Direktor der Nachrichtenagentur Cuba Press, Raúl Rivero.

Die kubanische Regierung hat Regimekritiker beschuldigt, den Iberoamerikanischen Gipfel sabotieren zu wollen. Zu den von Präsident Fidel Castro namentlich genannten "Verschwörern" gehört der Direktor der Nachrichtenagentur Cuba Press, Raúl Rivero. "Aber warum sollte ich eine Veranstaltung sabotieren, die mir selber so viel Nutzen bringt?", fragt sich der bekannte Journalist und Dichter. "Für mich ist der Gipfel eine gute Gelegenheit, Kollegen aus dem Ausland zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen". Mit seinen Angriffen auf Dissidenten und unabängige Journalisten wolle Castro "Angst verbreiten". Dass so die angereisten Medienvertreter den Bürgerrechtlern und kritischen Journalisten womöglich noch mehr Aufmerksamkeit schenken, scheine dem Staats- und Parteichef egal zu sein. "Ich gehe davon aus, dass ihm die innerstaatliche Kontrolle wichtiger ist als Kubas Ruf im Ausland."

Der frühere Moskau- und Warschau-Korrespondent der offiziellen kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina gründete Cuba Press im Jahr 1995. Es ist eine von rund 20 unabhängigen Presseagenturen auf der Karibikinsel. "Wir versuchen, Nachrichten zu verbreiten, die die offiziellen Medien nicht erwähnen." Dazu gehörten "Gewalt in der Familie, Diskrimination aufgrund der Hautfarbe, Homosexualität, soziale Probleme und einfach das alltägliche Leben."

Die Nachrichten erscheinen in US- und europäischen Zeitungen und sind im Internet zugänglich. Auch der Exilsender Radio Marti verwendet Berichte von Cuba Press. "Die können wenigstens auch in Kuba gehört werden", sagt der Journalist, dem die Organisation Reporter ohne Grenzen 1997 ihren Menschenrechtspreis verlieh. Gefördert werde die Redaktion unter anderem von Kubanern im Ausland. "Der Vorwurf Castros, wir würden von der US-Regierung bezahlt, ist völliger Unsinn."

Trotz seiner kritischen Position arbeite Cuba Press offen und "ohne Versteckspiel". Rivero ist mehrmals von der Polizei "mehrere Stunden bis mehrere Tage" festgehalten oder unter Hausarrest gestellt worden. Auch lehnen die kubanischen Behörden jeden seiner Reiseanträge ab - zuletzt im September, als ihm von der New Yorker Columbia University ein Journalisten-Preis verliehen wurde. Für den heutigen Montag hat Spaniens Ministerpräsident Jose Maria Aznar Rivero sowie den Vorsitzenden der verbotenen kubanischen Menschenrechtskommission, Elizardo Sanchez zu einem Gespräch am Rande des Gipfels eingeladen. Geplant sind auch Treffen mit Vertretern Costa Ricas, Portugals und weiteren Delegationen.

Sigrun Rottmann

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