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Politik: Das Übel bleibt

Der Krieg in Afghanistan sorgt für Unfrieden - auch in den beiden großen Kirchen Deutschlands. Die Meinungsverschiedenheiten gehen quer durch die Reihen.

Der Krieg in Afghanistan sorgt für Unfrieden - auch in den beiden großen Kirchen Deutschlands. Die Meinungsverschiedenheiten gehen quer durch die Reihen.

"Militäreinsätze, auch wenn sie völkerrechtlich legitimiert sind, bleiben ein Übel", erklärt für die katholische Seite der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann: "Sie sind nur als letzte Möglichkeit im Rahmen eines umfassenden Gesamtkonzeptes zu rechtfertigen." Die katholische Kirche erkenne jedoch an, dass sich Deutschland den Verpflichtungen der Nato in der "Stunde der Gefahr" nicht entziehen dürfe. Bei einem Auslandseinsatz wird die katholische Kirche die Soldaten seelsorgerisch begleiten, versichert Lehmann.

Zum Thema Schwerpunkt: Deutschland und der Krieg Umfrage: Passt Joschka Fischer noch zu den Grünen? Online Spezial: Terror und die Folgen Fotostrecke: Der Krieg in Afghanistan Doch ausgerechnet der für die Seelsorge zuständige katholische Militärbischof Walter Mixa kritisiert die Entscheidung der Bundesregierung, Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Eine "fast blinde Nibelungentreue mit den USA" dürfe nicht dazu führen, alle kritischen Fragen über den Kriegseinsatz zu unterdrücken, sagt der Militärgeistliche. Der Präsident der katholischen Friedensbewegung "Pax Christi", Hans-Jochen Jaschke, widerspricht. Er nennt den Gegenschlag der USA ein "angemessenes Vorgehen gegen das Unrecht". Eine "Zivilisation der Liebe" müsse "notfalls mit Gewalt" durchgesetzt werden, sagt er. In der deutschen Sektion der internationalen Friedensbewegung erntet Jaschke erheblichen Widerspruch.

Ähnlich uneins zeigen sich die Protestanten. Auf der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), die am Freitag in Amberg zu Ende ging, haben die Synodalen erbittert über den Kriegseinsatz und die damit verbundene Militärseelsorge gestritten. Klar ist, dass den Soldaten der geistliche Beistand nicht verweigert werden darf. In einer Kundgebung spricht sich die Mehrheit der 120 Delegierten zwar für die Militäraktion aus. Gewarnt wird aber vor den Risiken - und gefordert wird eine enge Begrenzung der Einsätze. Intensiv hat die Synode über einen von 14 Synodalen unterzeichneten Gegenentwurf debattiert, den der brandenburgische Generalsuperintendent Rolf Wischnat eingebracht hat. Er beklagt die wenig konkrete Haltung der Kirche und spricht sich klar gegen den Krieg aus. Doch Wischnats Alternative findet keine Mehrheit.

Der Theologe Richard Schröder, Mitglied der Synode, sagt im Gespräch mit dem Tagesspiegel: "Was wir über diesen Krieg wissen, rechtfertigt eine Militäraktion." Schröder sagt, dass prozentual mehr Synodale aus den neuen Bundesländern den Kriegseinsatz ablehnen würden. Beide Seiten seien aber deutlich gespalten. "Die Bündnisverpflichtung enthebt uns nicht der Prüfung. Den Deutschen steht es gut an, ihr militärisches Potential in die Nato eingebunden zu haben. Dort auszuscheren, bedarf gewichtiger Gründe, die aber nicht gegeben sind", erklärt Schröder.

Susanne Tenhagen

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