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Politik: „Das war das Ziel“

CSU-Generalsekretär Goppel findet das Ergebnis sensationell. Seine Partei hat in Bayern 62 Prozent der Stimmen gewonnen

Von Mirko Weber, München

Sie sind wieder da. „Vor den Sozis“, ruft der Generalsekretär der CSU, Thomas Goppel, in der Münchner Hanns-Seidel-Stiftung von der Bühne herunter. Da ist es eine halbe Stunde her, dass ein dumpfes „Boah“ der Menge zu einem hoffnungsvollen Raunen wurde. Das war bei der ersten Prognose, in der die Union bereits vorne lag. „Das“, sagt Thomas Goppel, „war das Ziel.“ Thomas Goppel ist fürs erste „sehr zufrieden“. Alois Glück, Fraktionsvorsitzender der CSU im Landtag, empfiehlt jedoch Abwarten. Aber in Bayern ist es zunächst der Abend von Thomas Goppel, der als begeisterter Moderator in eigener Sache durch das immer spannender werdende Programm führt.

Goppel kann im Viertelstundentakt die Parteibrust immer noch ein bisschen breiter werden lassen. Früh steht fest, dass die CSU in Bayern ein „sensationelles Ergebnis“ erzielt hat, 62 Prozent, 1998 waren es 47,7 Prozent. „Da soll einer sagen, Edmund Stoiber sei kein Siegertyp“, ruft Goppel. Angesichts der mageren 23 Prozent der Bayern-SPD – 1998 kam sie auf 34,4 Prozent – empfiehlt Goppel, „ den letzten Rotkäppchen-Sekt zu vernichten“, dann sei nichts mehr übrig von den „Lieblingsgegnern“ der CSU.

Auch Erwin Huber, Leiter von Stoibers Staatskanzlei, ist höchst zufrieden. Er dreht ein Sektglas in der Hand und annonciert etwas, was er sich hörbar schon eine Weile zurecht gelegt hat: „Edmund Stoiber wird einmal großartig dastehen, wenn die Geschichte der Union geschrieben wird.“ Vor allem ist er zufrieden, dass die Union wieder die Mitte besetzt hat. Besetzt die Union mit der FDP auch die Mehrheit der Sitze in Berlin, hat Huber noch mehr Grund zu frohlocken. Dann würde wohl Günther Beckstein zum Bundesinnenminister gekürt. Der Weg für Huber als neuer bayerischer Ministerpräsident wäre frei.

Einen Sieg Stoibers, den lange keiner bestreiten will, haben auf der anderen Seite die Sozialdemokraten in Bayern nicht nur gefürchtet, weil die SPD bundesweit ins Hintertreffen geraten würde. Sie haben ihn auch gefürchtet, weil die Entscheidung zwischen Stoiber und Schröder in Bayern auch den letzten CSU-Wähler an die Urne getrieben hat, was sich jetzt im SPD-Ergebnis klar niederschlägt. Jedoch wird auch ein im Bund knapp geschlagener Stoiber machtbewusster denn je nach München zurück kommen – mit Folgen für die Landtagswahl 2003.

Ein Kanzler aus Bayern brächte aber vor allem das Gefüge in der CSU durcheinander. Kommt es in Berlin zu einer Großen Koalition, ist es auch denkbar, dass Stoiber Huber als Leiter des Kanzleramts mit nach Berlin nehmen würde. Bliebe Huber nicht in Bayern, liefe es vermutlich auf den Franken und Protestanten Günther Beckstein als Ministerpräsidenten hinaus.

Auf Landesebene jedenfalls ist die CSU so stark wie nie zuvor. Nur 1976 kam die Partei in Bayern auf ein ähnliches Ergebnis, genau 60 Prozent der Wählerstimmen; 1980, als Franz Josef Strauß Kanzler werden wollte, waren es zweieinhalb Prozent weniger.

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