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Politik: Das Zeug zum Herbert

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Franz Müntefering muss viel reden. Manchmal zu viel, wie er selbst findet.

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HINTER DEN LINDEN

Franz Müntefering muss viel reden. Manchmal zu viel, wie er selbst findet. Ob deshalb in seinem Büro der Charlie Chaplin aus der Stummfilmzeit an der Wand hängt: weil er sich verstellen muss? Gleichviel, ihm bleibt nichts, als der große Kommunikator zu sein. Ganz selten kann er erst mal schweigen. Offiziell sogar. Dann aber fällt es sofort auf – und alle fangen an, über ihn zu reden.

Warum hat Müntefering nicht in der letzten sicherheitspolitischen Debatte auf die Kollegin Angela Merkel geantwortet? Ist das vielleicht ein Signal dafür, dass er dem Kanzler und Parteichef der SPD zu mächtig geworden ist? Das haben sogleich einige Christdemokraten gemutmaßt, nach dem Motto: Wer 250 Abgeordnete hinter sich hat, der ist einflussreicher als einer, der auch in der Bevölkerung immer mehr gegen sich hat.

Aber das wäre zu viel gesagt. Nein, der Grund lautet anders. Müntefering ist eher hölzern in der öffentlichen Rede, noch dazu ist die Sicherheitspolitik nicht sein Fachthema. Darum sollte und wollte er seinen Debattenplatz frei machen. Statt seiner kam dann Peter Struck, der Verteidigungsminister und vorherige Fraktionschef.

Ein Tausch ohne Gesichtsverlust. Müntefering – Archetyp des Sozialdemokraten, ohne dabei kumpelig zu sein – vermag seinen Stellenwert einzuschätzen und einzusetzen. Schweigend. Um es dem Meister der kurzen Sätze gleich zu tun: Ohne ihn geht es nicht. Wer wirklich wichtig ist, der muss es nicht erst sagen. Es reicht, wenn das der Kanzler tut. In dieser Hinsicht hat der Franz mit dem rollenden R das Zeug zum Herbert; bloß der Zigarillo stört das Bild vom zweiten Wehner. Aber darüber lässt Müntefering nicht mit sich reden.

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